„Leb wohl, meine Königin!“ - Revolution zum Berlinale-Start
Berlin (dpa) - Die Jagd nach dem Goldenen Bären hat begonnen. Mit der Weltpremiere des französischen Revolutionsdramas „Leb wohl, meine Königin!“ ist am Donnerstagabend die 62. Berlinale eröffnet worden.
Zum Auftakt des größten Publikumsfestivals der Welt kehrte eine deutsche Schauspielerin in ihre Heimat zurück, die es nach Hollywood geschafft hat und auch in Frankreich eine feste Größe ist: Die 35-jährige Diane Kruger („Inglourious Basterds“, „Barfuß auf Nacktschnecken“) spielt in dem Historiendrama die schillernde Königin Marie Antoinette - eine Frau mit ungeahnten Leidenschaften, die in den ersten Tagen der Französischen Revolution auch das Schicksal ihrer Dienerin und Freundin in der Hand hält.
„Es gibt viele Menschen, die sehr genaue Vorstellungen von Marie Antoinette haben, wie sie aussah, dass sie verwöhnt war, total daneben“, sagte Kruger. „Ich habe versucht, sie nicht zu verurteilen.“ Im Film, der Fakten und Fiktion vermischt, wird Marie Antoinette als Frau gezeigt, die sich zu Frauen hingezogen fühlt. „Ich persönlich glaube nicht, dass sie lesbisch war. Aber ich weiß es nicht genau“, meinte Kruger.
Regisseur Benoit Jacquot („Schule des Begehrens“) bietet keine Geschichtslektion, sondern pralles, sinnliches und teils dezent ironisches Kino. Nach dem preisgekrönten Roman von Chantal Thomas schildert der Film die dramatischen Ereignisse zu Beginn der Revolution im Juli 1789 aus der Sicht der Diener im Schloss von Versailles. Dabei blickt der Zuschauer hinter die Kulissen von Pomp und Prunk - dorthin wo in den Dienstboten-Gemächern das Ungeziefer krabbelt und in den Seen des Schlossparks tote Ratten schwimmen.
Léa Seydoux („Midnight in Paris“) spielt die köngliche Vorleserin Sidonie Laborde, die „ihre“ Königin sehr verehrt und am Ende bereit ist, ihr Leben für die skrupellose Herrscherin zu riskieren. Virginie Ledoyen („8 Frauen“) ist in der Rolle der Herzogin Gabrielle de Polignac zu sehen - einer sehr intimen Vertrauten von Marie Antoinette. Das Leben der Königin endete neun Monate nach der Hinrichtung ihres Gatten Ludwig XVI. - im Film von Xavier Beauvois gespielt - im Oktober 1793 auf dem Schafott.
Das Leben von Marie Antoinette war Stoff von bereits zahllosen Filmen. Zuletzt ließ im Jahr 2006 zum Beispiel US-Regisseurin Sofia Coppola die Hollywoodschauspielerin Kirsten Dunst als verspielte, fast unschuldig wirkende Königin in einer pastelligen Pop-Version der Geschichte auftreten.
Zur launigen Eröffnungsgala mit Festivaldirektor Dieter Kosslick und Comedystar Anke Engelke kamen 1600 Gäste in den Berlinale-Palast am Potsdamer Platz. Auf dem roten Teppich standen bei frostigen Temperaturen unter anderem Schauspieler wie Christopher Lee, Mario Adorf, Iris Berben, Veronica Ferres, Ulrich Noethen, Corinna Harfouch und Bruno Ganz sowie die Regisseure Volker Schlöndorff und Tom Tykwer.
Ehrenplätze hatten die Mitglieder der Jury unter Vorsitz des britischen Regisseurs Mike Leigh. Die Jury, der auch die Schauspieler Barbara Sukowa, Jake Gyllenhaal und Charlotte Gainsbourg angehören, entscheidet am Ende des elftägigen Film-Marathons über die Gewinner des Goldenen und der Silbernen Bären.
Bis zum 19. Februar zeigen die Internationalen Filmfestspiele Berlin knapp 400 Filme aus aller Welt. Im offiziellen Wettbewerb konkurrieren neben „Leb wohl, meine Königin!“ 17 weitere Filme um die Trophäen. Drei deutsche Regisseure haben Bären-Chancen: Christian Petzold mit „Barbara“, Hans-Christian Schmid mit „Was bleibt“ und Matthias Glaser mit „Gnade“. Zahlreiche Stars haben ihr Kommen angekündigt. Dazu gehören Vampir-Darsteller Robert Pattinson, Oscar-Anwärterin Meryl Streep, Uma Thurman, Keanu Reeves, Billy Bob Thornton, Isabelle Huppert, Charlotte Rampling und Salma Hayek.
US-Schauspielerin Angelina Jolie ist bereits in der Stadt. Sie stellt am Samstag ihr Regiedebüt „In The Land Of Blood And Honey“ vor. Bereits am Freitag ist die Verfilmung von Jonathan Safran Foers Bestseller „Extrem laut und unglaublich nah“ mit Sandra Bullock und Tom Hanks zu sehen - der Film läuft allerdings außer Konkurrenz und ist damit kein Bären-Kandidat.