Megahype um die Neuauflage von „Star Wars“

San Francisco (dpa) - Diana Wolf Torres zählt die Stunden. Am 18. Dezember schlüpft die 46-Jährige im kalifornischen Gilroy in ihr Stormtrooper-Kostüm, um mit Hunderten „Star Wars“-Fans „Das Erwachen der Macht“ zu erleben.

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Torres zählt zu den über 7000 Mitgliedern des weltweit größten Star-Wars-Kostümclubs „501st Legion“. Schon vor sechs Monaten mietete ihre Fangruppe nahe San Francisco gleich ein komplettes Kino für das Premieren-Erlebnis an.

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Während des monatelangen Countdowns zum siebten Teil der Weltraum-Saga ist Torres mit ihrer Stormtrooper-Truppe pausenlos im Einsatz. Sie besuchen Krankenhäuser, laufen in Paraden mit, sammeln Geld für wohltätige Zwecke. „Wir werden wie Rockstars bejubelt und angefeuert. Das Energielevel ist unglaublich, die ganze Welt liebt Star Wars“, begeistert sich die technische Redakteurin. Seit ihrem ersten „Krieg der Sterne“-Erlebnis 1977 als Achtjährige sei sie „absolut süchtig“, sagt die deutschstämmige Torres, ihre Mutter kommt aus Bayern.

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Das „Star Wars“-Fieber wird seit Monaten geschürt, in Deutschland haben sich die Fans den Filmstart am 17. Dezember, einen Tag vor den USA, rot im Kalender markiert. Schon im November 2014 stellten die produzierenden Disney-Studios den ersten Trailer ins Netz, innerhalb einer Woche wurde er Dutzende Millionen Mal angeklickt. Seitdem läuft die Vermarktungsmaschine mit Werbeclips, Trailern und Talk in allen Social-Media-Kanälen auf Hochtouren.

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Die US-Zeitschrift „Entertainment Weekly“ spricht vom „meisterwarteten Film des Jahrzehnts“, „People“-Magazin wartet diese Woche mit einer Star-Wars-Sonderausgabe auf.

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Sternenkrieger-Legenden wie Carrie Fisher (59) und Harrison Ford (73) rücken mit alten Anekdoten und kleinen Andeutungen zum neuen Film ins Rampenlicht. Für ihre Rolle als Prinzessin Leia in der lange erwarteten Fortsetzung musste sie auf Drängen der Filmemacher abspecken, verriet Fisher unlängst. Bei seinem ersten Auftritt als Han Solo hätte er 1977 lediglich 1000 Dollar pro Woche verdient, plauderte Ford im US-Fernsehen aus.

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Nach der seiner Meinung nach besten Action-Szene in „Das Erwachen der Macht“ gefragt, twitterte Ford Anfang Dezember über einen Schwertkampf zwischen Rey und Kylo Ren. „Fantastische visuelle Erzählkunst“, lobte Ford die Arbeit von Regisseur J.J. Abrams. Fans wissen natürlich längst, dass Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver) als neue Charaktere zum Universum stoßen. Doch was ist mit Luke Skywalker? Wer wird sich als größter Bösewicht entpuppen? Viele Details sind top-secret, sicher ist nur, dass die Geschichte zeitlich 30 Jahre nach „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ spielt.

Der frühere Marketing-Chef von Lucasfilm, Steve Sansweet (70), bescheinigt den „Star Wars“-Produzenten eine „sehr clevere“ Vermarktungskampagne. „Sie heizen den Leuten total ein, verraten dabei aber nicht zu viel“, meint der Experte, der in Kalifornien laut Guinness-Buch der Rekorde die weltgrößte Sammlung von „Star Wars“-Andenken besitzt.

Die Strategie von Disney und Lucasfilm zieht offenbar. Bereits einen Monat vor dem Kinostart stellte „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ in den USA mit Ticketbestellungen im Wert von über 50 Millionen Dollar einen Vorverkaufsrekord auf. Weltweit könnte der Film am Eröffnungswochenende mehr als 500 oder sogar 600 Millionen Dollar einspielen, so die Prognose.

Auch die Spielwarenbranche rechnet mit Rekordumsätzen. Die Macht beherrscht die Geschäftsregale, von sprechenden Yoda-Köpfen über Chewbacca-Kuscheltiere bis zu blinkenden Plastiklaserschwertern. Die „Star Wars“-Saga dürfte ihren Rekord für die Filmreihe mit dem erfolgreichsten Merchandising-Geschäft weiter ausbauen. Wie die „Los Angeles Times“ berichtet, hat die Serie seit den 1970er Jahren durch Lizenzprodukte schon schätzungsweise 20 bis 32 Milliarden Dollar verdient.

Der Mann, der den Hype 1977 mit „Krieg der Sterne“ auslöste, steht diesmal allerdings im Abseits. „Star Wars“-Schöpfer George Lucas (71) hatte sich 2012 nach dem Milliardenverkauf seines Imperiums an den Disney-Konzern von der Reihe zurückgezogen. In der „Washington Post“ verglich Lucas diesen Schritt jetzt mit einer „Scheidung“. Er hätte sich ganz rausziehen müssen, um seinem Nachfolger J.J. Abrams freie Hand zu lassen.

Doch „Das Erwachen der Macht“ hat offenbar seinen Segen. Lucas habe den Film schon gesehen, er habe ihm „sehr gefallen“, verriet die Chefin von Lucasfilm, Kathleen Kennedy, dem Branchenblatt „Hollywood Reporter“. Lucas soll demnach auch bei der Premiere in Los Angeles und London dabei sein.

Zehn Jahre hatten die Fans nach „Die Rache der Sith“ (2005) auf „Das Erwachen der Macht“ warten müssen. Die nächste Durststrecke ist deutlich kürzer. Schon Weihnachten 2016 will Disney den „Star Wars“-Ableger „Rogue One“ bescheren, „Star Wars: Episode VIII“ ist für Mai 2017 angekündigt.