Oscar-Kostprobe beim „Lunch der Nominierten“
Los Angeles (dpa) - Cate Blanchett trippelt auf hohen Absätzen über den roten Teppich. Leonardo DiCaprio strahlt im Blitzlichtgewitter. Meryl Streep posiert neben einer goldglänzenden, überlebensgroßen Oscar-Statue.
Es waren nicht die Oscars, aber der traditionelle „Lunch der Nominierten“ am Montag in Beverly Hills lieferte bereits einen Vorgeschmack auf die Trophäengala. In knapp drei Wochen wird es im Kodak-Theatre in Hollywood ernst. Lockerer ging es beim Probelauf im Ballsaal des Beverly Hilton Hotel mit über 150 Nominierten zu.
Für ein paar Stunden kein Wettkampf, keine Konkurrenz. Die Stars und Filmschaffenden stärkten sich beim Lunch mit mariniertem Seebarsch und Thunfisch in Sesamkruste. Die Krönung des Mittagessens war ein „Klassenfoto“, fünf Reihen, bunt gemischt. Promis und weniger bekannte Anwärter, darunter Maskenbildner, Cutter und Kameraleute, standen Schulter an Schulter.
Meryl Streep posierte neben Regisseur David O. Russell, Sandra Bullock lächelte an der Seite von Spezialeffekte-Macher Edson Williams, eine Reihe hinter dem U2-Sänger Bono strahlte der deutsche Kurzfilmer Jan Lachauer. Der gebürtige Münchner ist zusammen mit seinem Regie-Kollegen Max Lang in der Sparte „Animierter Kurzfilm“ nominiert. Sie gehen mit ihrem Zeichentrickfilm „Room on the Broom“ ins Rennen um den begehrten Filmpreis.
Die Stars klopften sich gegenseitig auf die Schulter. „Er hat meine gesamte Generation inspiriert“, schwärmte Leonardo DiCaprio über Regisseur Martin Scorsese. Beide sind für „The Wolf of Wall Street“ nominiert. Das Epos über Betrug, Geiz und Exzesse an der Wall Street sollte ein „warnendes Beispiel“ sein, stellte DiCaprio klar.
Amy Adams, im orangeroten Hosenanzug, stand den Journalisten Rede und Antwort, was sie zur Oscar-Gala tragen werde. Sie wolle einfach sie selbst sein und sich nicht in ein „Kostüm“ werfen, sagte der „American Hustle“-Star. Adams könnte am 2. März ihren ersten Oscar als beste Hauptdarstellerin gewinnen.
Jonah Hill, für eine Nebenrolle in „The Wolf of Wall Street“ nominiert, räumte ein, dass er eine Dankesrede vorbereiten werde. Die Möglichkeit zu gewinnen sei völlig „irrsinnig“, doch für die „Eins-in-einer-Million-Chance“ werde er vorsorgen, „damit ich nicht völlig dumm dastehe“. Bradley Cooper war schon im vorigen Jahr beim „Oscar-Luncheon“ dabei, damals für „Silver Linings“ nominiert, jetzt für „American Hustle“. „Ich lebe total meinen Traum“, sinnierte der Schauspieler.
Doch beim Glamour-Lunch gab es auch eine Portion Oscar-Realität. Die Show-Produzenten Craig Zadan und Neil Meron schärften den Anwärtern ein, sich im Falle einer Dankesrede kurz zu fassen. Die Gewinner sollten „echt schnell“ auf die Bühne gehen, um die Show am Laufen zu halten. Nach 45 Sekunden würde Musik einsetzen und ihre Worte übertönen. Zadan bat um „persönliche, lustige und aufrichtige Reden“ und warnte davor, „eine Liste auf einem Stück Papier“ abzulesen.
Und noch etwas gab Zadan den Oscar-Nominierten mit auf den Weg. „Mir wurde gesagt, euch nicht daran zu erinnern, dass sich eine Milliarde Menschen in über 225 Ländern die Show ansehen werden. Aber nun habe ich es getan“, flachste der Produzent. „Also seid bitte nicht nervös“. Bis zum 2. März können sie ihre Nerven noch schonen, dann geht es in Hollywood zum 86. Mal wieder um viel Gold und Ruhm.