Oscar-Preisträgerin Joan Fontaine gestorben
Los Angeles (dpa) - Ein Millionenpublikum zitterte mit Joan Fontaine, als die blutjunge Filmschönheit unter Alfred Hitchcocks Regie Todesängste zeigte.
Der Grusel-Klassiker „Rebecca“ machte die Schauspielerin 1940 über Nacht berühmt. Nun muss Hollywood von dem Star Abschied nehmen. Die Assistentin der Schauspielerin informierte das US-Branchenblatt „Hollywood Reporter“ über Fontaines Tod. Sie starb demnach am Sonntag in ihrem Haus in Carmel.
In „Rebecca“ spielte sie an der Seite von Laurence Olivier eine frisch verheiratete, verängstigte Ehefrau, die ihre bedrohliche Lage mit zunehmendem Entsetzen durchschaut. „Rebecca“ gewann den Oscar als bester Film und brachte Fontaine eine Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein.
Mit 23 Jahren nahm Fontaine ihren einzigen Oscar für die Hauptrolle in Hitchcocks Thriller „Verdacht“ (1941) entgegen. Darin
fällt sie als schüchternes, wenn auch reiches Mädchen vom Lande
auf den Herzensbrecher Cary Grant herein, heiratet ihn und schöpft
bald danach den Verdacht, dass ihr Ehemann ein Mörder ist und sie als
sein nächstes Opfer ausgewählt hat.
Nach ihren letzten Filmauftritten in den 1960er Jahren war Fontaine noch auf der Bühne tätig. Sie hatte eine eigene Talkshow und war auch noch in der Krimiserie „Cannon“ im Fernsehen zu sehen. Fontaine ließ sich in den letzten Jahren nur noch selten in der Öffentlichkeit blicken. Sie lebte im kalifornischen Küstenort Carmel, wo auch Clint Eastwood residiert.
Als Tochter eines Anwalts und einer Schauspielerin unter dem Namen
Joan De Beauvoir De Havilland in Tokio geboren, hatte Fontaine schon
in jungen Jahren von ihrer Mutter Unterricht bekommen. Um nicht mit
ihrer ein Jahr älteren Schwester Olivia De Havilland („Vom Winde
verweht“) verwechselt zu werden, nahm sie den Namen ihres Stiefvaters
an. Eine lange Fehde zwischen den Schwestern sorgte immer wieder für
Schlagzeilen. Der Streit vertiefte sich, als beide 1942 für den
Oscar nominiert wurden und Joan, die Jüngere, gewann.
In ihrer 1978 erschienenen Autobiografie „No Bed Of Roses“ (Kein
Bett aus Rosen) packte Fontaine freimütig aus. Schon als Kinder
hätten sie sich nicht gemocht. Als beide in Hollywood Karriere
machten, war Funkstille. „Man kann sich von seiner Schwester genau
wie von einem Ehemann trennen“, sagte Fontaine 1978 der
US-Zeitschrift „People“. „Ich sehe sie überhaupt nicht mehr und ich
habe keine derartigen Absichten.“
Mit Trennungen kannte sich Fontaine aus. Sie war viermal
verheiratet, jede Ehe endete mit der Scheidung. Ihre Eltern hätten
sich früh scheiden lassen, das habe sie geprägt. „Hätte ich die guten Qualitäten aller meiner Ehemänner miteinander verbinden können, dann wäre das fantastisch gewesen“, witzelte sie damals in dem „People“-Interview. Aus der zweiten Ehe mit William Dozier stammt eine Tochter.
Hitchcock prägte ihre Filmkarriere, doch Fontaine konnte sich von
dem „Rebecca“-Image der verängstigten, zartbesaiteten Ehefrau lösen.
1943 wurde sie noch einmal für einen Oscar nominiert - für ihre
Rolle in Edmund Gouldings „Liebesleid“. Erfolgreich war sie auch als
Partnerin von Orson Welles in Robert Stevensons „Jane Eyre“ (Die
Waise von Lowood, 1943). Max Ophüls gewann sie für die Hauptrolle in
„Brief einer Unbekannten“ (1948), die viele Cineasten als ihre größte
Leistung ansehen.