Politiker kehrt zurück ins Kino
50.000 Menschen sahen „Herr Wichmann von der CDU“. Nun dreht er die Fortsetzung.
Potsdam. In den Bundestag schaffte es Henryk Wichmann nicht. Bekannt wurde der Politiker dennoch - mit dem Fernseh- und Kinofilm "Herr Wichmann von der CDU" von Andreas Dresen ("Halbe Treppe", "Wolke Neun", "Sommer vorm Balkon").
Darin beobachtete er, wie der Jungpolitiker 2002 im Wahlkampf in der dünn besiedelten Uckermark um ein Bundestagsmandat ringt. Nun dreht der vielfach ausgezeichnete Regisseur (47) seinen zweiten Dokumentarfilm mit dem 33-jährigen Brandenburger, der mittlerweile Landtagsabgeordneter in Potsdam ist.
Lange Sitzungen, die Eröffnung eines Wahlkreisbüros, scheinbar endlose Dienstfahrten durch die Weiten Brandenburgs - warum sollte man sich das abends im Kino anschauen? "Man kann auf unterhaltsame Art erfahren, wie Politik funktioniert", sagt Dresen. Oft spielten in der Politik Klischees eine Rolle, er wolle die "alltägliche Fronarbeit" eines Abgeordneten zeigen. "Wir werden auch viel Scheitern sehen." Ebenso wie im ersten Wichmann-Film gehe es um den Zustand der Demokratie. "Wir wollen zeigen, dass Oppositionspolitik zu einer Demokratie dazugehört."
In Brandenburg regieren SPD und Linke, daher musste es ein Abgeordneter der anderen Fraktionen sein. Zu dem gebürtigen Templiner Wichmann habe sich überdies im Laufe der Zeit ein gutes Verhältnis entwickelt.
"Das macht die Sache sehr viel einfacher", sagt Dresen. Und ergänzt: "Es geht aber nicht darum, ein parteipolitisches Statement abzugeben." 40 Drehtage sind innerhalb eines parlamentarischen Jahres geplant.
"Es hat sich viel getan seit 2002", sagt Wichmann. Aus dem Studenten wurde ein fertiger Jurist, damals war er werdender Vater, mittlerweile hat er drei Töchter. Nach dem ersten Film habe er seinen Politikstil verändert:. "Ich war damals sehr parteipolitisch geprägt." Im Landtag seien die Abgeordneten aber "Teil des Ganzen". "Ich höre den Menschen mehr zu. Es geht nicht darum, ihnen fertige Lösungen zu präsentieren."
Dresen sagt, er habe bewusst keinen zweiten Film über einen Wahlkampf machen wollen: "Jetzt wird es sehr viel farbiger." Der Gedanke, erneut mit Wichmann zu drehen, sei ihm Ende 2009 gekommen. Das Medienboard Berlin-Brandenburg fördert den Streifen, der vermutlich im ersten Halbjahr 2012 in die Kinos kommt.
Im ersten Film kämpfte ein unbekannter Jungpolitiker auf Marktplätzen, in Betrieben und Altersheimen gegen die Stimmung der Wähler, aber auch gegen die Tücke umkippender Sonnenschirme und davonflatternder Broschüren.
30.000 Euro musste der Student, der sich ein Freisemester genommen hatte, in den Wahlkampf investieren - ohne die Spenden von Parteimitgliedern und die Unterstützung der Familie wäre das nicht gegangen. Am Ende kam Wichmann auf 21,3 Prozent der Zweitstimmen und verlor damit haushoch gegen den SPD-Kandidaten Markus Meckel (49,3 Prozent).
Wichmanns Wahlkreis umfasst Teile des Landkreises Uckermark, der einer der größten Deutschlands ist, geprägt durch wenig Menschen und viel Arbeitslosigkeit. Seine Bekanntheit sei durch den Film gestiegen, meint Wichmann. "Autogrammwünsche kommen immer noch."