Schauplatz Berlin - Steven Spielbergs „Bridge of Spies“
Berlin (dpa) - Hollywoodregisseur Steven Spielberg bringt 25 Jahre nach der Wiedervereinigung ein brisantes Stück Zeitgeschichte auf die Kinoleinwand.
In seinem Thriller „Bridge of Spies - Der Unterhändler“ mit dem Oscar-Preisträger Tom Hanks (59) in der Hauptrolle geht es um den Agentenaustausch zwischen Amerikanern und Sowjets im Kalten Krieg. Zur Europapremiere des Films in Berlin musste sich der 68-jährige Spielberg am Freitag auch Fragen zur Tagespolitik gefallen lassen.
Angesprochen auf das derzeit angespannte Verhältnis von Russland und den USA meinte der Filmemacher, die Situation heute sei nicht mit der Zeit des Kalten Krieges vergleichbar. „Aber es ist etwas Frost in der Luft“, sagte Spielberg.
Und warum hat ihn ausgerechnet dieser historische Stoff gereizt? „Ich war immer ein Liebhaber von historischen Geschichten“, meinte Spielberg, der mit Filmen wie dem Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ und dem Sklaven-Film „Amistad“ Erfolge feierte. „Aber machen Sie sich keine Sorgen: Die Familien-Fantasy kommt im nächsten Sommer zurück“, sagte der Regisseur mit Blick auf seinen nächsten Film, „The BFG“, über die Freundschaft zwischen einem kleinen Mädchen und einem Riesen.
Spielbergs in zwei Wochen (26.11.) in den deutschen Kinos startender Thriller „Bridge of Spies - Der Unterhändler“ basiert dagegen auf einer wahren Geschichte: Der von den Sowjets abgeschossene und gefangen genommene US-Pilot Francis Gary Powers (gespielt von Austin Stowell) wurde nach schwierigen Verhandlungen im Jahr 1962 auf der Glienicker Brücke gegen den Sowjet-Agenten Rudolf Abel (Mark Rylance) ausgetauscht.
Unterhändler der USA war damals der Anwalt James B. Donovan, den nun Hanks spielt. Sebastian Koch (53, „Das Leben der Anderen“) ist in die Rolle des Rechtsanwalts und DDR-Unterhändlers Wolfgang Vogel geschlüpft. Bestechend sind die von Spielberg mit größter Sorgfalt für die spannende Story ausgewählten Drehorte, Kulissen und Kostüme, die den Zuschauer in die Zeit des Kalten Krieges versetzen - obwohl Tom Hanks sich mit Schaudern an die Dreharbeiten auf der Glienicker Brücke erinnert. „Es war schrecklich kalt“, erzählte er über das Filmset, für das die Brücke zusätzlich mit 7000 Kilo Kunstschnee und Deko-Eis dekoriert worden war. „Aber das ist ja passend für einen Film über den Kalten Krieg“, meinte Hanks („Forrest Gump“, „Philadelphia“) grinsend.
An zwölf Schauplätzen in Berlin und Brandenburg drehten der US-Starregisseur und sein Team. Einer der zentralen Handlungsorte im Film ist auch der Flughafen Berlin-Tempelhof, von wo aus Anwalt Donovan und Soldat Powers in einem amerikanischen Armee-Frachtflugzeug zurück in die Vereinigten Staaten fliegen.
Für den Showdown des Agentenaustauschs wurde die Glienicker Brücke für den Verkehr gesperrt - nur Rettungsfahrzeuge durften auch während des Drehs passieren. Scheinwerfer und Nebelmaschinen wurden nach Angaben des Koproduzenten Studio Babelsberg teils von Booten auf der Havel aus bedient. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte das eisige Filmset auf der Glienicker Brücke, die einst Ost und West trennte.
Die Szenen, die das Berlin der 60er Jahre zeigen, wurden in der polnischen Stadt Breslau gedreht. „Auch der Grenzübergang in der Friedrichstraße wurde in Breslau nachgebaut, einschließlich des berühmten Schildes: „Sie verlassen jetzt den amerikanischen Sektor“ in drei Sprachen“, so Studio Babelsberg. In den USA bekam Spielbergs klassisch inszeniertes Drama „Bridge of Spies“ sehr gute Kritiken - und wird nun bereits als Oscar-Kandidat gehandelt.