"Tatort"-Kritik So war der erste Schwarzwald-Tatort „Goldbach“

Der erste Fall von Tobler und Berg ist vorhersehbar und mittelmäßig. Die perfekt inszenierte deprimierende Grundstimmung ist leider seine einzige Stärke.

Foto: Alexander Kluge

Ein Kind wird tot aufgefunden, erschossen. Ein weiteres wird vermiss - Der erste Tatort aus dem Schwarzwald beginnt beklemmend und hart. Es ist dunkel, kalt, nass und grau. Eine bedrückende Atmosphäre, die direkt zu Beginn für einen Kloß im Hals sorgt, der über die nächsten 90 Minuten nicht so recht verschwinden möchte. Die Filmmusik unterstützt diese Stimmung enorm gut. Düstere Ambient-Klänge untermalen die tieftraurige Situation und unterstützen die Dramaturgie. Diese handwerklich Brillanz, mit der die konsequent deprimierende Grundstimmung inszeniert wird, ist leider die einzige Stärke des neuen Tatorts.

Die Kernfrage des Krimis ist folgende: Was ist schlimmer? Wenn dein Kind tot ist, wenn dein Kind vermisst wird oder die Ungewissheit, ob dein Kind ein anderes getötet hat und du vielleicht schuld daran bist? Oder besser gesagt: Mit welcher dieser drei Szenarien lässt es sich besser (über-)leben? Diese schier unerträgliche Frage ist der Ausgangspunkt und auch der Kern des gesamten Films. Die Handlung selbst ist nicht sonderlich spannend, die Ermittler kommen sehr schnell auf die richtige Spur, die Auflösung des Falls zieht sich dann aber sehr zäh über die 90 Minuten hin. Es folgen keine kriminologischen Überraschungen, nur die unangenehme, beklemmende Stimmung zieht sich zäh durch den Film.

Foto: Alexander Kluge/SWR/dpa

Auch der neue Schwarzwald-Tatort muss sich wieder an zahlreichen gesellschaftlichen Themen abarbeiten. Drehbuchautor Bernd Lange flechtet ein wenig Waffenhandel im Darknet in die Handlung, ein bisschen neue Medien (Handyortung und so) und auch die Kritik am Waffenindustrie-Lobbyismus (der Chef des Rüstungsunternehmens sieht Christian Lindner frappierend ähnlich) spielt eine mehr oder weniger tragende Rolle in "Goldbach". Wirklich förderlich für die Handlung sind sie jedoch nicht, vielmehr schmeißen die Lobbyisten den Kommissaren Steine in den Weg und blockieren die Ermittlungen. Irgendwie mussten die Autoren ja 90 Minuten füllen.

Das neue Ermittlerteam kann seine Stärken noch nicht deutlich ausspielen. Es bleibt — ähnlich dem Zuschauer — geschockt und emotional überfordert mit dem harten Fall zurück. Potentiale werden angedeutet, aber noch nicht ausgespielt. Über das Privatleben und den Hintergrund der Kommissare erfahren wir noch nicht viel, es wird hier und da rudimentär angedeutet. Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) wecken im Zuschauer Sympathie, aber auch Mitleid: Niemand möchte in ihrer Haut stecken.

An der schauspielerischen Leistung ist nichts auszusetzen, wobei anzumerken ist, dass die Handlung nicht viel Platz für schauspielerische Höchstleistungen lässt. Der erste Fall von Tobler und Berg ist vorhersehbar und mittelmäßig, eingerahmt in eine erdrückend deprimierenden Grundstimmung. Passender hätte der erste Tatort nach der Bundestagswahl nicht ausfallen können. Es bleibt viel Luft nach oben.