Sundance-Festival jetzt auch in London
London (dpa) - Robert Redford hat Hollywood in der Tasche. Mit Filmen wie „Jenseits von Afrika“ oder „Der Pferdeflüsterer“ hat er die größten Kinosäle gefüllt - genug aber war ihm das nicht: „Ich wollte etwas Riskanteres machen.“
So ging er im US-Bundesstaat Utah tief in die Berge. Geholfen hat das letztendlich auch nicht: Das Sundance-Fest für unabhängigen Film, das er dort Ende der 1970er Jahre zusammen mit anderen ins Leben rief, ist ihm heute fast schon zu erfolgreich geworden. Jetzt hat er den Sprung über den Teich gewagt und in London das Sundance Film- und Musikfestival gegründet.
„Wir wollten schon länger die Grenze überschreiten“, sagte Redford am Donnerstag zur Eröffnung des viertägigen Filmschmauses im Millenium-Dome an der Themse. Dass er 75 Jahre alt sein soll, kann man kaum glauben - den Typ verwegener Romantiker hat er immer noch drauf. Das Sundance-Team habe schon länger nach draußen gewollt, bisher habe es aber nie die richtigen Möglichkeiten gegeben, erklärte er. „Wir wollten keine Expansion um ihrer selbst Willen, es musste Sinn machen.“
Welchen Sinn haben unabhängig produzierte Filme in Zeiten von weltweiten Blockbustern, 3-D-Kinos und Filmen aus dem Internet denn noch? Er wolle die großen, Millionen schweren Hollywood-Produktionen nicht schlecht machen, erklärte Redford auf diese Frage. Sundance sieht er keinesfalls in einem Kampf mit den Megaproduktionen. Die Menschen hätten tatsächlich auch ein Bedürfnis, andere Arten von Filmen zu sehen. Sundance sei deshalb auf keinen Fall ausschließlich Förderstätte für junge Talente oder Lebensfaden für innovative Projekte. Es gebe eine echte, große Nachfrage.
Der derzeitigen Art des Filmemachens, in dem Spezialeffekte nicht selten die Geschichte unter sich begraben, gibt er keine Überlebenschance. „Der Fall wird von selber kommen. Die Technik ist einfach ein bisschen zu groß und breit geworden.“
Sicher haben es andere Feste für unabhängigen Film nicht so leicht wie Sundance. Denn Sundance hat eben Redford, und der zieht die Leute an. In Utah kommt bei den Premieren stets viel Prominenz aus der Traumfabrik. Regisseure wie Quentin Tarantino oder Steven Soderbergh sind dort groß geworden. Und auch in London gibt es hochkarätige Unterstützung. So stellt Thronfolger Prinz Charles persönlich seinen Umweltschutz-Film „Harmony“ vor.
Gespielt werden vor allem US-Filme, „River's Edge“ mit Dennis Hopper und Keanu Reeves zum Beispiel. „Ich hoffe, dass wir dem Publikum zeigen können, dass Amerika viele verschiedene Seiten hat und nicht nur die, die die meisten kennen“, sagte Redford. Läuft es in London gut, soll sich Sundance auch in andere Länder ausbreiten. Er hoffe, er werde den Geist und die Seele des Festivals dabei bewahren können: „Erfolg ist immer auch gefährlich - man muss ihm mit Weisheit begegnen und sich daran erinnern, wo man angefangen hat.“