„The Artist“ siegt auch bei den Baftas
London (dpa) - Der Stummfilm „The Artist“ hat seinen phänomenalen Erfolgszug auch bei den Bafta-Filmpreisen in London fortgesetzt.
„Bester Film“, „Bester Schauspieler“, „Beste Regie“ - fast alle großen Auszeichnungen gingen an den für zehn Oscars nominierten Schwarz-Weiß-Film des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius. Insgesamt sieben Trophäen konnte das Team entgegennehmen. Die Bafta-Filmpreise, die wichtigsten im Königreich, sind ein Stimmungsbarometer für die Oscars, und für „The Artist“ könnte es jetzt kaum höher ausschlagen.
Ein Film über die frühere Premierministerin Margaret Thatcher, ein britisches Staraufgebot im Spionagedrama „Dame, König, As, Spion“: Die Briten hatten bei den Bafta-Filmpreisen einiges zu bieten. Doch die Konkurrenz aus Frankreich war einfach zu groß.
Der Stummfilm über einen Hollywoodstar, der mit der Umstellung auf den Tonfilm nicht zurechtkommt, gilt als Überraschungshit der diesjährigen Filmpreis-Saison. Schon bei den Golden Globes sorgte er für Aufregung. Der Erfolg von „The Artist“ habe gezeigt, dass „Schweigen tatsächlich manchmal Gold sein kann“, sagte Bafta-Moderator Stephen Fry.
Er könne es kaum fassen, dass er unter solchen Talenten und Stars wie Pitt oder Gary Oldman als der Beste ausgewählt worden sei, erklärte „The Artist“-Hauptdarsteller Jean Dujardin. Auch Regisseur Michel Hazanavicius schien erneut überrascht von dem Phänomen, das er mit seiner Hommage an die Ära des Stummfilms ausgelöst hat. Er werde sich an diesen Tag immer als einen sehr guten erinnern, sagte er, als er den Preis von Schauspieler Brad Pitt entgegennahm. „The Artist“ siegte auch in den Kategorien Musik und Kostüm.
Tribut an den hauseigenen Film zollte die Britische Film- und Fernsehakademie, die die Baftas vergibt, mit der Würdigung von „Die Eiserne Lady“. Meryl Streep wurde für ihre Darstellung Margaret Thatchers zur „Besten Schauspielerin“ ernannt. Der Film war auf der Insel heiß diskutiert worden. Streep verteidigte ihn gegen Vorwürfe von Weggefährten Thatchers, die die Politikerin in dem Drama falsch dargestellt sehen. „Jemand hat mal gesagt, es sei das Schicksal der Berühmten, dass sie falsch verstanden werden“, erklärte Streep. „Der Film hat den Ehrgeiz, das Leben der Eisernen Lady als Ganzes zu betrachten und etwas Wahres zu finden, etwas vielleicht Verstecktes, aber Wahres, aus dem Leben eines Menschen, von dem wir alle denken wollen, wir wüssten schon alles über ihn.“
Das Staraufgebot bei der Zeremonie im Königlichen Opernhaus in London fiel in diesem Jahr auffällig groß aus. George Clooney, Penelope Cruz, Michael Fassbender, Russell Crowe und noch mehr Hollywoodprominenz war angereist. Britische Medien hatten im Vorhinein gar befürchtet, die eigenen Schauspieler aus dem Königreich könnten da hintenanstehen.
Moderator Fry lobte die britische Filmindustrie. Sie sei lebendiger denn je und voller Talente. Filme könnten den Menschen helfen, aus dem Dunkel des Alltags zu entfliehen und auch die Gesellschaft verbessern.
Trotz des Erfolgs des französischen Films und der großen US-Prominenz würdigte die Akademie das Kino Großbritanniens ausgiebig. Der Brite John Hurt, bekannt unter anderem für seine Rollen in „Der Elefantenmensch“ und „Alien“, wurde für seinen „Herausragenden Beitrag zum britischen Film“ geehrt. Er hätte niemals gedacht, dass er es so weit schaffen würde, sagte der 72-Jährige. „Dame, König, As, Spion“, besetzt mit britischen Stars wie Gary Oldman und Colin Firth, wurde zum „Herausragenden Britischen Film“. Mit Kinohits wie „Die Rede des Königs“ oder der „Harry Potter“-Reihe sieht sich die britische Filmindustrie auf dem weltweiten Markt in letzter Zeit gut vertreten.