„The Grand Budapest Hotel“: Hollywood-Kino aus der deutschen Provinz

US-Regisseur Wes Anderson bringt mit dem Eröffnungsfilm „The Grand Budapest Hotel“ eine skurrile Fantasie-Welt nach Berlin.

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Berlin. Dieser Eröffnungsfilm ist ein Coup. Eigentlich. Regisseur Wes Anderson hat eine hochkarätige Schaupieler-Riege mit Ralph Fiennes, Bill Murray und Tilda Swinton versammelt, um seine versponnene und bis ins Detail herrlich ausgestattete Geschichte des „The Grand Budapest Hotel“ zu erzählen.

Das passende Gebäude samt Umgebung fand er nicht etwa in Ungarn oder den USA, sondern im ostdeutschen Görlitz. Mit Unterstützung von Studio Babelsberg realisierte der Filmemacher aus Texas („Die Royal Tenenbaums“) sein Hollywood-Kino in Deutschland. Eine runde Sache also, dass sein Beitrag die Berlinale und den Wettbewerb eröffnet, die ersehnte Prominenz auf den roten Teppich und gleichzeitig Qualität auf die Leinwand bringt.

Doch der Coup ist nur eigentlich geglückt. Diese skurrile Fantasie-Welt an der östlichsten Grenze von Europa, wo im sogenannten Nebelbald das Grand Budapest Hotel wie auf einer kolorierten Ansichtskarte aus Kaiserzeiten auftaucht, bietet viel fürs Auge und hat zum Teil bezaubernd überzogene Dialoge.

Doch die Geschichte um den weltbesten, stets wortgewandten und gut parfümierten Concierge Gustave (Ralph Fiennes), eine unter mysteriösen Umständen ums Leben gebrachte und steinreiche Madame D. (Tilda Swinton mit beeindruckendem Alters-Make-up) und ein geerbtes, gestohlenes und verfolgtes Kunstgemälde fesseln längst nicht über 100 Minuten hinweg.

Charmant wird dieses „Grand Budapest Hotel“ durch die liebevolle Gestaltung und die selbstironische Ernsthaftigkeit, mit der Anderson ziemlichen Quatsch als großes Kino verkauft. Gleich in drei verschiedenen Versionen erscheint der Ort des kriminellen Geschehens. Mit pastellfarbenem Zuckerbäcker-Charme der k.u.k.-Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts versetzt das Haus in eine längst vergangene, scheinbar bessere Zeit.

Besetzt von Uniformierten und verhängt mit schwarzen Bannern mit ZZ-Zeichen bekommt es einen satirisch-bösen Anstrich, und die Tristesse der 60er Jahre atmet das orange-braune Interieur samt röhrendem Hirsch im Speisesaal. Andersons Pfund sind zudem die hervorragenden Darsteller, die ihm über Jahre die Treue halten. „Viel Arbeit für wenig Geld“, erklärt Bill Murray gewohnt lakonisch bei der Vorstellung. Dass er dennoch jede Menge Spaß dabei hat, merkt man ihm und dem Film an.