Thriller: Jagdzeit am Broadway

Will Smith erwehrt sich in „I am Legend“ als Überlebender einer globalen Seuche der Attacken blutrünstiger Untoter.

Vögel zwitschern, der Hudson River plätschert bedächtig an die Piers und die Abendsonne verleiht den steil emporragenden Häuserzeilen Manhattans eine geradezu erhabene Patina in goldenem Ocker. Unten, auf der Straße, steht die Blechlawine. Nichts Besonderes um diese Uhrzeit. Genauso wenig, wie der einsame Verkehrsrowdy, der sich seinen Heimweg zwischen den Boliden zurechtbahnt.

Neville ist der letzte lebende Mensch in New York City. Jeden Tag sitzt er am Hafen, wartet darauf, einen Artgenossen zu treffen, der seinen in Endlosschleife versendeten Funkspruch gehört hat. Es ist nur noch ein festes Ritual, Teil eines penibel zurechtgelegten Tagesplans, der Neville am Leben erhält. Seine Hoffnung ist bereits gestorben.

Diese erste Hälfte der Endzeitvision "I Am Legend" ist ein intelligentes Gedankenspiel über die Einsamkeit des Menschen, aber auch die Macht der Natur, die sich bereits weite Teile der Stadt zurückerobert hat. Neville lebt in einem regelrechten Idyll: Prächtiger Wildwuchs, ein entschleunigter Tagesablauf und betörende Stille machen jeden gehetzten Großstädter neidisch. Und das, obwohl die zwangsweise Isolation und das tödliche Unheil allgegenwärtig sind.

Genre-Spezialist Francis Lawrence ("Constantine") beschränkt sich allerdings nicht auf dieses klaustrophobische Einmanntheater. Nach der Meditation kommt die Konfrontation, und das in Form einer wirren Effektorgie, die den ausstehenden Kampf Mensch gegen Mutanten bebildern soll.