Verleihung: Deutsche hoffen auf den Oscar

Nicht nur Wim Wenders rechnet sich Chancen aus. Auch beim Kurzfilm winkt eine Trophäe.

Los Angeles. Die Scheinwerfer Hollywoods scheinen grell auf den Stummfilm „The Artist“, der der erste mit einem Oscar prämierte Stummfilm seit 80 Jahren in der Königskategorie sein könnte. Der Film wurde zehn Mal nominiert. Martin Scorsesees „Hugo Cabret“ steht dagegen mit seinen elf Nominierungen an der Spitze der aktuellen Rangliste und ist daher in aller Munde.

Neben den vielen Amerikanern, die ins Rennen um die begehrte Oscar-Statue gehen, dürfen sich in vier Kategorien jedoch auch deutsche Filmschaffende Hoffnungen machen. Am kommenden Sonntag wird sich bei der 84. Verleihung zeigen, wer jubilieren darf und wer sich mit dem Titel „Oscar-Nominierter“ zufrieden geben muss.

Wer in Deutschland die Show mit Gastgeber Billy Crystal, der zum neunten Mal moderiert, verfolgen möchte, muss die Nacht zum Tag machen. Das wird so in der Wuppertaler „Schwimmoper“ gemacht. Der deutsche Regisseur Wim Wenders (66) ist mit seiner 3D-Hommage über die 2009 gestorbene Choreographin Pina Bausch für den Doku-Oscar nominiert. Ob Sieg oder nicht — das Ensemble des Tanztheaters feiert die Nacht der Preisverleihung zusammen mit Pina-Fans. Wenders ist gebürtiger Düsseldorfer und war bereits einmal für den Oscar nominiert. 2000 ging er mit der Musik-Doku „Buena Vista Social Club“ ins Rennen — gewonnen hat er damals nicht.

Neben Wim Wenders darf auch noch ein zweiter deutscher Regisseur auf die goldene Auszeichnung hoffen. Das Hamburger Nachwuchstalent Max Zähle (34) ist in der Kategorie Live-Action-Kurzfilm nominiert und erzählt in seinem 25-Minuten-Werk „Raju“ die Geschichte eines deutschen Ehepaars, das nach Indien geht, um ein vermeintliches Waisenkind zu adoptieren. Die beiden stellen jedoch fest, dass das Kind seinen leiblichen Eltern weggenommen wurde.

Nach zahlreichen Auszeichnungen kann die deutsche Kostümbildnerin Lisy Christl (47) erstmals auf einen Oscar hoffen. Für ihre Arbeit an Roland Emmerichs Shakespeare-Film „Anonymus“ wurde die in Berlin lebende gebürtige Münchnerin in der Sparte Kostümdesign nominiert. Christl zählt zu den gefragtesten Kostümbildnerinnen des europäischen Films.

Der Film „In Darkness“ ist in der Kategorie nicht-englischsprachiger Film nominiert. Der Kriegsfilm, der die wahre Geschichte eines Polen erzählt, der 1943 eine Gruppe von Juden versteckt, geht zwar für Polen ins Rennen, ist aber eine deutsche Co-Produktion. Etwa zwei Drittel des Streifens sind in Deutschland entstanden.

Zuletzt holte Florian Henckel von Donnersmarck 2007 mit seinem Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ den „Auslands-Oscar“ nach Deutschland. Die bisher einzige siegreiche deutsche Dokumentation ist der Afrika-Film „Serengeti darf nicht sterben“ (1960) von Bernhard und Michael Grzimek.

Bei der Verleihung — der Sender ProSieben beginnt in der Nacht zum 27. Februar ab 1.30 Uhr mit der Live-Übertragung — stehen unter anderem Angelina Jolie, Tom Cruise, Jennifer Lopez und Tom Hanks auf der Bühne und verteilen die Oscars. Mögliche strahlende Sieger könnten Hollywood-Stars wie Brad Pitt, George Clooney, Meryl Streep, Gary Oldman, Woody Allen oder Martin Sciorsese werden.