„Zero Dark Thirty“ - Eine Frau jagt Osama bin Laden
Die US-Regisseurin Kathryn Bigelow ist erneut auf Oscar-Kurs.
Los Angeles. Am 2. Mai 2011 ging die Nachricht um die Welt: Osama bin Laden, der meistgesuchte Terrorist der Welt, ist tot. Fast zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September hatte eine Spezialeinheit des US-Militärs den Al-Kaida-Chef in einem Haus in Pakistan getötet.
Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow (61, Foto: Reuters) erzählt jetzt eine Geschichte hinter dieser Geschichte. Am 19. Dezember startet zunächst nur in einigen Kinos in den USA ihr Film „Zero Dark Thirty“ über die Jagd auf Bin Laden, auf den der US-Senat im Jahr 2007 ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar aussetzte. Im Untertitel verspricht der Film: „The Greatest Manhunt in History“ — „Die größte Verbrecherjagd der Geschichte“. In Deutschland läuft der Film am 10. Januar an.
Im Mittelpunkt der Geschichte von Regisseurin Bigelow und ihrem ebenfalls Oscar-prämierten Drehbuchautor Mark Boal steht die junge CIA-Agentin Maya (Jessica Chastain), die Jahre ihres Lebens für die Jagd nach Bin Laden opfert. Freunde hat sie nicht, von einer Familie ist nicht die Rede, ihre wichtigste Bezugsperson ist ihre Kollegin Jessica (Jennifer Ehle).
Der gut zweieinhalbstündige Film zeigt die Arbeit der Agenten — akribisch geplante Einsätze und gnadenlose Folter — und kommt schließlich zu dem Ende, das jeder kennt: dem Einsatz der Spezialeinheit Navy Seals in Bin Ladens Festung in Abbottabad, nördlich der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Darauf bezieht sich auch der Name des Films: „Zero Dark Thirty“ bezeichnet im Militärjargon die Zeit eine halbe Stunde nach Mitternacht — da begann der Sturm auf Bin Ladens Versteck.
In den USA hat der Film schon vor dem Start eine Debatte über Folter ausgelöst. Schließlich ist sie im Film ein wichtiges Mittel für den Erfolg der Suche nach Osama bin Laden.
Einen dramatischen Einschnitt gab es im Frühjahr 2012 bei den Dreharbeiten in Nordindien: Radikale Hindus stürmten das Filmset in der Stadt Chandigarh, wo die Crew die pakistanische Stadt Abbottabad nachgebaut hatte.
Sie rissen pakistanische Nationalflaggen und Schilder in Pakistans Landessprache Urdu herunter. Sie wollten nicht hinnehmen, dass pakistanische Fahnen in einer indischen Stadt wehten. Bigelow verzichtete danach auf diese Flaggen.
Das Risiko und die Anstrengungen könnten sich für die Regisseurin dennoch lohnen, die 2010 für den Irak-Kriegsfilm „The Hurt Locker“ als erste Frau den Regie-Oscar bekam und weitere fünf einheimste, darunter den für den besten Film.
In ersten Rezensionen erkoren Medien in den USA und Großbritannien Bigelows intensiven Film zum Oscar-Favoriten für 2013. Bei den Nominierungen für die Golden Globes, die als Vorboten für die Oscars gelten, erhielt „Zero Dark Thirty“ gerade vier Nominierungen, darunter für das beste Filmdrama und für die beste Regie.