Foto-Ausstellung: Anton Corbijns intimer Blick auf Stars
Fotograf Anton Corbijn zeigt neue Porträts im Kunstmuseum Bochum.
Bochum. Für sein Porträt von Kate Moss habe er zwei Nächte gebraucht. „Bei den übrigen Jungs nur fünf Minuten“, antwortet Anton Corbijn und verzieht keine Miene. Mit grauem Bart steht er da, in blauen Schuhen und einem knitterigen, karierten Sacko.
So wie der 58-Jährige die Arme vor der Brust verschränkt, sieht man ihm an, dass er lieber selbst fotografiert als fotografiert zu werden. Ein wenig mag die Schüchternheit gespielt sein, der Mann ist schließlich Profi. Für das Bild des Künstlers Ai Weiwei sei er 2012 extra nach Peking geflogen, erzählt er. 20 Minuten dauerte der Besuch. Danach ging’s gleich wieder zurück.
Bekannt geworden ist der Niederländer durch Fotos von Rock- und Popstars wie Joy Division, Depeche Mode, Nick Cave und Metallica, für die er Cover und Videos produzierte. Sein Durchbruch war 1987 die Gestaltung des Joshua-Tree-Albums von U2.
Es gibt kaum einen Star, den er in seinem unverwechselbaren Schwarzweiß-Stil nicht porträtiert hat. Im Kunstmuseum Bochum, das schon vor 13 Jahren eine Retrospektive von ihm zeigte, stellt Corbijn jetzt eine Auswahl von 40 großformatigen Arbeiten vor, alle quadratisch in schwarzem Rahmen, darunter eine Menge neue.
Seit zehn Jahren macht er vermehrt Aufnahmen von Malern und Bildhauern. Lucian Freud mit drei Pinseln und geballter Faust. Ai Weiwei mit nacktem Oberkörper in der Pose eines Sumo-Ringers. Gilbert & George mit Teetassen in der Hand. Damien Hirst zum Totenschädel geschminkt. Gerhard Richter, der sich abwendet, dass man nur seinen Hinterkopf sieht. Porträts, die mal Melancholie, mal Ironie verströmen, immer aber typische Corbijn-Bilder sind — fast immer zeigt er intime Momente, die einen neuen Zugang zu prominenten Menschen eröffnen.
Wie er seine Bildideen findet? „Manchmal“, antwortet Corbijn, „muss ich gar nichts tun.“ So wie bei Mick Jagger, den er im Tuntenlook, geschminkt mit Dauerwelle und Ohrringen, ins Bild setzt. „Ich klopfte an die Tür, und so öffnete er mir.“