Becher-Schülerin Simone Nieweg Fotografie-Ausstellung: Birken und Kiefern als Naturspektakel

Die Becher-Schülerin Simone Nieweg triumphiert mit kolossalen Fotografien von Bäumen im Gartenkunstmuseum von Schloss Benrath.

Foto: Nieweg

Düsseldorf. Simone Nieweg (53) ist die Bescheidenste unter den Meisterschülern von Bernd Becher in Düsseldorf. Sie war 24 Jahre alt, als sie die ersten Kleingärten mit der Großbildkamera aufnahm. Sie kennt die Steckrübenbeete, Regentonnen und Komposthaufen neben dem Kohl auf dem Acker. Sie hat noch erlebt, wie ihre Großmutter hinter dem Einfamilienhaus ein Stück Land besaß, wo sie Gemüse anbaute. Und als es den Eltern zeitweilig finanziell schlecht ging, wurde die ganze Familie von der Ernte im Grabeland ernährt.

Doch nun zeigt Nieweg im Gartenkunstmuseum von Schloss Benrath, wie sie sich zum Großen entwickelt hat. Das Thema ist seit vier Jahren ausschließlich der Wald, ein traditionelles Motiv also. Aber wie sie mit Motiven der Birken oder Kiefern beinahe die Museumsräume aus den Angeln hebt, das ist spektakulär und neu.

Wer die prächtige Schau im Museumsflügel betrachtet, vergisst, dass es sich um nichts anderes als Baumstämme und etwas Wiese oder Buschwerk im Vordergrund handelt. Oder genauer gesagt: Simone Nieweg macht aus einem Allerweltthema große Kunst. Darin ist sie sehr wohl eine typische Becher-Meisterschülerin und mithin Vertreterin der Becher-Schule. Wie sie den Ausschnitt wählt, den genauen Moment beim Tageslicht erkennt und die Farben im Hintergrund für ihr Bildmotiv einsetzt, das ist herausragend.

Die Fotos sind alles andere als Schnappschüsse. Wie eine Raubkatze schleicht sie zunächst um ihr Motiv herum, anfangs ohne die schwere Kamera. Und sie kehrt mehrmals wieder. Sie weiß, wie die Sonne im Moment der Aufnahme steht und das Licht auf dem Blättern tänzeln wird. Sie hat die sogenannte autochthone Wetterlage längst verinnerlicht, also das Wetter bei Windstille, wo die Luft am Boden bleibt. „Ich hätte nie einen Baum fotografiert, der sich im Wind dreht“, sagt sie.

Sie ist erpicht auf die Tiefenschärfe. Der Raum hinter den Baumstämmen ist ihr ganzer Stolz. Wenn es die Windstille und der neutrale Himmel zulassen, macht sie ihr Bild und ist erfreut, wenn das Buschwerk in leichtem Rosé die kalifornische Kiefer aus dem Gegenlicht heraushebt und eine Balance zum vielen Grün ist.

Ihre Fotos sind eine Schule des Sehens. Warum nun ausgerechnet eine alte Kiefer in der Fränkischen Alb bei Eichstätt ein kolossales Motiv ergibt, erklärt sie spontan: „Die Kiefer war sehr prächtig und majestätisch. Ich habe sie durch Zufall entdeckt und ein zweites Mal gezielt aufgesucht. Als ich vor ihr stand, hatte ich das große Glück, dass der Hafer im Vordergrund noch teilweise grün war und der Boden eine Bodenwelle hatte.“

Den Garather Wald bei Düsseldorf nahm sie bei Sonnenuntergang auf. Nun hat ihr Foto eine rötliche Verstrahlung. Dazu musste sie im Schatten stehen, während das Licht des Abendhimmels nur von hinten kam. Es sei so stark gewesen, dass es Lichtreflexe gab, die erst in der Vergrößerung erkennbar seien.

Bis in die Fjordlandschaft nach Norwegen ist sie gefahren, wo die Birken an der Baumgrenze besonders widerstandsfähig sind, müssen sie doch im Winter schwere Schneelasten tragen.

„Ich bewundere die Kraft der Natur, die sich im Baum dokumentiert“, sagt sie. Im Mittelgrund ihres Bildes hat sie aber auch ein leicht rötliches Heidekraut, das dem Foto eine farbige Heiterkeit gab.

Nun will sie die verschiedenen Breitengrade abfahren. Die Pfalz und den Oberharz, das Ruhrgebiet, Mecklenburg, die Lausitz, Franken und die Senne, aber auch Hollywood, Südfrankreich und Norwegen hat sie schon im Kasten. Ein betörendes, völlig untypisches Bild aus Vaucluse befindet sich darunter.

Sie sah, wie sich der Nebel in den Kiefern auf einer Anhöhe emporschob. Sie habe sich beeilen müssen, denn in wenigen Minuten war die Nebelwand vorübergezogen.