„In meinem Universum geht alles“

Drehbuchautor Stefan Ahnhem über sein Debüt, die Superstars der skandinavischen Krimiszene und Mobbing.

Foto: Edvard Koinberg

Düsseldorf. Bisher hat sich Stefan Ahnhem als Drehbuchautor, unter anderem für die Wallander-Reihe, einen Namen gemacht. Jetzt legt der Schwede mit „Und morgen du“ sein Krimidebüt vor.

Herr Ahnhem, Sie schreiben seit 20 Jahren erfolgreich Drehbücher. Ist ein eigenes Buch die logische Konsequenz daraus?

Stefan Ahnhem: Nicht unbedingt. Bei Drehbüchern bekomme ich viele Vorgaben. Nehmen wir einen Wallander. Da muss ich das Buch von Henning Mankell in ein Skript bringen, das maximal 100 Seiten hat. Der Film soll 89,54 Minuten lang sein. Nicht länger, nicht kürzer. In mir gab es schon lange den Wunsch, ein eigenes Buch zu schreiben. Dann darf ich alles entscheiden. Die Geschichte kann so ausgehen und so lang sein, wie ich das möchte. Ich kann mein eigenes Universum erschaffen, und da ist alles möglich.

Warum musste es ein Krimi sein? Weil Sie schon so viele Drehbücher in diesem Genre geschrieben haben?

Ahnhem: Ich habe ursprünglich Comedysendungen und Sitcoms geschrieben, später Spielfilme. Die Spannung liegt mir aber mehr. Das habe ich gemerkt, nachdem ich meine ersten Bücher für Helene Tursten und Karin Fossum geschrieben habe.

Wenn man jahrelang mit den Superstars der Szene zusammengearbeitet hat, schaut man sich etwas bei ihnen ab?

Ahnhem: Man lernt von ihnen. Nicht nur von denen, deren Bücher ich adaptiert habe. Auch von denen, die ich in meiner Freizeit lese. Stieg Larsson zum Beispiel finde ich großartig. Er hat eine ganz neue Art von Thriller geschrieben, mit viel Fantasie. Mankell ist immer sehr real.

Versuchen Sie nicht, mit diesen Autoren zu konkurrieren?

Ahnhem: Die skandinavischen Krimis sind zusammen stark. Gute Bücher werden immer gelesen, egal, wie viele es schon gibt.

In „Und morgen du“ ist Mobbing ein zentrales Thema. Haben Sie damit selber schon Erfahrungen gemacht?

Ahnhem: Natürlich gab es sowas zu meiner Schulzeit auch. Ich gehörte eher zu den Leuten, die nicht aktiv mitgemacht haben. Ich war auch kein Opfer. Ich gehörte zu denen, die weggeguckt haben — was allerdings nicht weniger schlimm ist. Dieses Thema hat sich mehr beim Schreiben entwickelt. Ursprünglich wollte ich eine Geschichte vom Zurückkommen schreiben. Wie mein Protagonist Fabian Risk bin ich auch nach vielen Jahren wieder in meine Heimatstadt gezogen. Ich weiß, wie er sich fühlt.

Stefan Ahnhem

Wissen Sie erst beim Schreiben, wo Ihre Geschichte hinführt?

Ahnhem: Klar. Wenn ich alles schon vorher wüsste, wäre es doch für mich total langweilig — bei mir ist eben alles möglich.

Wissen Sie also auch noch nicht, wie viele Teile die Reihe um Fabian Risk haben wird? Andere Autoren wie Jussi Adler-Olsen legen sich da ja fest.

Ahnhem: Ich weiß es noch nicht, würde mich aber auch nicht festlegen. Das würde ja bedeuten, dass der Held zumindest so lange überlebt. Ich will die Spannung aufrecht erhalten. Jetzt schreibe ich erstmal am zweiten Band. Und zwischendurch heirate ich.

Im Vergleich mit den vielen Kommissaren der Marke „einsamer Wolf mit latentem Alkoholproblem“ ist Fabian Risk ja fast normal.

Ahnhem: Er ist zwar auch ziemlich eigenwillig, aber mir war es wichtig, dass er eine Familie hat. Und dass mit all ihren Problemen. zum Beispiel liebt er seine Frau sehr, es ist aber schwierig zwischen ihnen. Und er hat zwei Kinder, aber nur wenig Zeit für sie. Ich habe vier Kinder und mir geht es ähnlich.

Vielen Dank für das Gespräch. Eine Frage hätte ich aber noch: Warum sprechen Sie so gut Deutsch?

Ahnhem: Naja, es geht so. Meine Mutter ist Deutsche. Sie hat aber wenig deutsch mit mir gesprochen. Ich habe aber noch Familie in Deutschland, die ich häufig sehe. Ein bisschen was kann ich auch noch aus der Schule.