Kein Stopp des Warhol-Verkaufs - NRW-Haushalt könnte profitieren

Zwei millionenschwere Warhol-Bilder sollen zur Sanierung eines Glücksspielunternehmens versteigert werden. Die Kunstszene läuft Sturm gegen das Geschäft. Das Land NRW könnte sogar von dem Verkauf profitieren.

„Triple Elvis“ von 1963 und „Four Marlons“ von 1966 sollen im November bei Christie's versteigert werden.

Foto: Christie`s The Andy Warhol Found

Düsseldorf (dpa). Der umstrittene Verkauf von zwei millionenschweren Warhol-Bildern zur Sanierung der Casino-Gesellschaft Westspiel wird trotz scharfer Proteste aus Kunst und Politik nicht gestoppt. Das machten Vertreter der landeseigenen NRW.Bank, deren Tochter Westspiel ist, sowie des Finanzministeriums am Donnerstag im Kulturausschuss des Landtags klar. Die rot-grüne Landesregierung setzt trotz der Verluste einiger Spielbanken weiter auf Millionen-Einnahmen der Westspiel-Casinos und will wie geplant eine neue Spielbank in Köln bauen. Für Empörung sorgten Berichte über die Zerstörung von zwei Westspiel-Kunstwerken, die im Casino Aachen gehangen haben.

Westspiel will die Warhol-Bilder „Triple Elvis“ und „Four Marlons“ am 12. November von Christie's in New York versteigern lassen. Sie sind mit Abstand die wertvollsten der Aachener Casino-Sammlung und gehören laut Christie's zu den zehn Spitzenlosen der Auktion. Westspiel erhofft sich einen Erlös von rund 100 Millionen Euro.

Wenn die Auktion die Erwartungen erfüllt, könnte sogar der klamme NRW-Haushalt davon profitieren. Maximal rund 80 Millionen Euro würde Westspiel im Jahr 2015 von dem Auktionserlös bekommen, sagte ein Vertreter des Finanzministeriums. Sollte mehr erlöst werden, so würde das überschüssige Geld nach Abzug einiger Mittel im Landeshaushalt bleiben.

Im Frühjahr hätten die Gremien von NRW-Bank und Westspiel entschieden, die beiden Warhol-Bilder zu verkaufen, sagte Bankvorstandsmitglied Michael Stölting. Mehrere Auktionshäuser seien geprüft worden. Christie's New York habe den Zuschlag bekommen, weil dort die höchsten Auktionserlöse zu erwarten seien. Das Auktionshaus habe eine Verkaufsgarantie gegeben. Die Warhol-Bilder wurden inzwischen schon in Hongkong und London präsentiert.

„Die Situation auf dem Glücksspielmarkt ist schwierig, dennoch ist das Betreiben von Spielcasinos nach wie vor für das Land ein profitables Geschäft“, sagte Stölting. Um die Westspiel-Gesamtgruppe zu stabilisieren, werde daher auch ein fünftes NRW-Casino in Köln gebaut.

Abgeordnete aller Fraktionen forderten eine Diskussion, wie mit Kunstwerken in direkten und indirektem Landesbesitz künftig umgegangen werden solle. Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) regte einen Runden Tisch an.

Erneut protestierten die Direktoren der großen Kunstmuseen Nordrhein-Westfalens bei Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gegen den Warhol-Verkauf. Im zweiten Brief binnen einer Woche an die Regierungschefin fordern 27 Museumschefs, dass auch Kunstwerke im indirekten Landesbesitz künftig „vor dem Ausverkauf“ geschützt werden müssten.

Inzwischen wurde bekannt, dass einige Werke aus dem Casino Aachen - ein Marilyn-Siebdruck von Warhol sowie ein riesiger Lichtregen des Zero-Künstlers Heinz Mack - zerstört oder entsorgt wurden. Die geplante Demontage der 13 Meter hohen Lichtskulptur mit rund 7000 Leuchten sei ihm 2003 sehr kurzfristig mitgeteilt worden, schrieb Mack der dpa. „Bei der Demontage entstand quasi Totalschaden, weil alle Lichtelemente in Glasröhren montiert waren.“

Einen neuen Standort für das Kunstwerk habe er so schnell nicht finden können. Dies wäre auch „de facto sinnlos“ gewesen, weil der Lichtregen nach dem Abbau ja zerstört gewesen sei. „Es gab auch kein wirkliches Bemühen seitens des Casinos, eine gemeinsame alternative Lösung zu finden“, erklärte Mack.