Kunst, Konzern und Krise — Eon dreht den Geldhahn fürs Museum zu

Der angeschlagene Energieriese beendet sein Sponsoring für den Düsseldorfer Kunstpalast. Ab 2017 fehlen dann 750 000 Euro im Jahr.

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Düsseldorf. Als Eon-Chef Johannes Teyssen (56) sich am Mittwochnachmittag im Düsseldorfer Rathaus zu einem Besuch ankündigte, dürfte es dem Herrn des Hauses, Oberbürgermeister Thomas Geisel (52, SPD), wohl schon gedämmert haben, dass der Wirtschaftsboss keine guten Nachrichten im Gepäck haben würde. Seit fast 20 Jahren sind die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt und der Energieriese über einen Sponsoringvertrag miteinander verbunden, der aber zum Ende des kommenden Jahres ausläuft — und dann auch nicht verlängert wird. 750 000 Euro hatte Eon pro Jahr an das Museum Kunstpalast überwiesen.

Eine hübsche Summe, etwa sechs Prozent des Gesamtetats, der dem 1913 gegründeten Haus bisher ermöglicht hatte, sich mit großen Ausstellungen einen Namen zu machen. Obwohl Geisel von der Entscheidung nicht überrascht gewesen ist, bedauert er den Schritt. „Es sind erhebliche Mittel geflossen, die dem Museum gutgetan haben.“ 2018 und 2019 will Eon den Kunstpalast noch bei zwei größeren Ausstellungen unterstützen — „um den Übergang in eine neue Struktur zu erleichtern“.

Wie die Stadt den Verlust ausgleichen will, steht freilich in den Sternen. Geisel, gleichzeitig Vorsitzender der Stiftung Museum Kunstpalast, kündigte an, alle Strukturen auf den Prüfstand zu stellen; sprich zu schauen, ob und an welchen Stellen sich sparen lässt. Ob die Stadt ihren eigenen Zuschuss erhöht, ließ er am Donnerstag offen.

Klar ist hingegen, dass Düsseldorf sich um neue Sponsoren bemühen wird. Auch in der vermeintlich schuldenfreien Stadt wachsen die Bäume schon lange nicht mehr in den Himmel. „Die Mittel der Stadt sind begrenzt“, sagt Geisel — hofft aber auf die Strahlkraft des Kunststandortes. „Wer Kultur in Düsseldorf sponsort, macht erstmal nichts falsch.“

60 Millionen Euro hat Eon nach eigenen Angaben seit Beginn der sogenannten Public-Private-Partnership (öffentlich-private Partnerschaft) in das Museum gesteckt. Im Laufe der vergangenen Jahre hatte das Unternehmen seine Zuschüsse aber nach und nach zurückgefahren. Spätestens mit der Energiewende ist das große Geldverdienen ohnehin vorbei. Da die Gewinne bröseln, hat sich der Konzern im vorigen Jahr aufgespalten. Die neue Gesellschaft Uniper soll künftig mit konventioneller Stromproduktion Geld verdienen und residiert nun in der ehemaligen Eon-Zentrale direkt neben dem Kunstpalast. Eon hat sich mitsamt seiner unternehmenseigenen Kunstsammlung nach Essen verlegt.

Der Kunstpalast verliert im kommenden Jahr nicht nur einen Gönner, sondern auch seinen Chef. Direktor Beat Wismer (62) verlässt das Haus im Herbst nach gut zehn Jahren. Eine Findungskommission soll seinen Nachfolger bestimmen. Die Eon-Vertreter haben ihren Rückzug aus der Kommission angeboten. Geisel findet das „sehr anständig“ und will zunächst mit den anderen Mitgliedern darüber beraten.