Ausstellung in Köln: Barbie macht Karriere
Das Kölnische Stadtmuseum zeigt die berühmteste Puppe der Welt als Vorbild für weibliche Emanzipation.
Köln. Sie wird als Vorbild aller Magersüchtigen verteufelt und gilt jeder gestandenen Feministin als hassenswerter Inbegriff weiblicher Unterwerfung unter den Mann. Seit Barbie 1959 das weite Puppenland betrat, hat sie unzählige Mobbingversuche über sich ergehen lassen müssen - und hat überlebt. Mehr als das, Barbie ist eine Erfolgsstory, die 1976 in der Auszeichnung "Puppe des Jahrhunderts" gipfelte. Dass dieser Erfolg mehr als nur ein wirtschaftlicher ist, zeigt jetzt die Ausstellung "Busy Girl - Barbie macht Karriere" im Kölnischen Stadtmuseum. Betritt man als Mann (Frauen geht es da sicher anders) die Ausstellungsräume, ist man zunächst wie erschlagen. Hinter zwei großen Glas-stellwänden öffnet sich das vielgestaltige Barbie-Universum: Barbie als Model, Barbie als Studentin, Barbie als Sängerin, Barbie als Polizistin, Barbie mit Ken und Midge, Barbie als Sportlerin, Barbie als Ärztin usw. Und hinter jeder Figurengruppe eine knatschbunte Papp-Welt zum Aufklappen. Das Reich der 29 Zentimeter großen Blondine mit Wespentaille, Endlosbeinen und kräftigem Busen ist unüberschaubar. Insgesamt 320 Barbies haben die Düsseldorfer Sammlerin Barbara Dorfmann und die Journalistin Karin Schrey für die Ausstellung zusammengetragen. Ziel ist jedoch nicht die Geschichte der legendären Puppe. Die beiden Kuratorinnen verstehen Barbie als kulturhistorischen Spiegel weiblicher Berufstätigkeit. Als Erfinderin Ruth Haendler Barbie auf den Markt brachte, kam dies einer Revolution gleich. Keine rundliche Babypuppe mehr, die Mädchen aufs Mutterdasein einschwor. Barbie bot die Möglichkeit, Erwachsensein und damit Modelle weiblicher Berufstätigkeit spielerisch zu erproben, ohne deren Folgen übernehmen zu müssen. Die Erstausgabe im Strickbadeanzug war noch als Model konzipiert, doch schnell kamen Berufe wie Krankenschwester, Stewardess, Sängerin und Journalistin hinzu. Darin, wie in den dunkelhäutigen Barbies, der Wohn- und Arbeitswelt sowie im modischen Up-to-Date spiegelt sich die gesellschaftliche Realität der 60er Jahre wider. Doch bereits 1965 flog sie als Astronautin ins All, versah als Chirurgin ihren Dienst; 1992 nahm die "Desert Storm Barbie" als weibliche Marine am Golfkrieg teil. Die Barbie-Realität war der gesellschaftlichen mitunter auch weit voraus, die Gegenüberstellung mit zeitgenössischen Mädchenbüchern und -magazinen zeigt das in der Ausstellung deutlich. Es sind jedoch nicht nur Originalausgaben zu sehen; so hat Barbara Dorfmann auch Barbie als Funkemariechen (Foto) oder im Dress eines Düsseldorfer Tischtennisvereins in ihrer Sammlung. Eigenanfertigungen, wie die Sammlerin gesteht, die inzwischen etwa 5000 Exemplare ihr Eigen nennt und damit ins Guiness-Buch der Rekorde kam.
Vielleicht eines der erstaunlichsten und weitsichtigsten Exemplare in der Sammlung der in Düsseldorf ansässigen Barbie-Expertin ist allerdings ein Original: Im so genannten "White House Project" wurde Barbie 2000 zur ersten weiblichen Präsidentin der USA gewählt. Um damit gleichzuziehen, wird sich Hillary Clinton aber noch mächtig anstrengen müssen.