Ausstellung: Schrecklicher Tod in schöner Schale
Ingolf Timpner liebt die Todesthematik alter Zeiten. Er zeigt seine ungewöhnlichen Fotografien bei Bugdahn und Kaimer.
Düsseldorf. Ingolf Timpner nennt sich einen Melancholiker. Der 50-jährige Düsseldorfer neigt auch in seiner Kunst zu einer Stimmung der Endzeit. „Heute meinen ja die meisten Menschen, sie müssten dem Zeitgeist nachhecheln, um etwas zu erleben. Das ist nicht mein Ding“, sagt er und schreckt vor Tabuthemen wie dem Totenschädel nicht zurück. Er liebe die Todesthematik vergangener Zeiten, fühle sich wie magisch angezogen von den niederländischen Stillleben mit ihren Vergänglichkeitssymbolen aus der irdischen Welt. In der Galerie Bugdahn und Kaimer zeigt er eine neue Fotoserie. Auch eine Annäherung an Allerheiligen.
„Meine klassischen Themen sind die Zeit, das Sein und der Tod. Das durchläuft meine Arbeit wie ein roter Faden“, erklärt er sein Werk. So einer wie er macht keine Schnappschüsse. Er benutzt die analoge Kamera und entwickelt die Aufnahmen altmodisch in der Dunkelkammer. Er hantiert mit Chemikalien und fährt mit einem Naturschwamm über die entwickelten Bilder, um eine merkwürdige Patina braun-schwarzer Töne zu erzeugen.
Wie kommt ein Künstler zu Motiven des Ablebens, des Stillstands? Ingolf Timpner: „Ich habe lange Zeit in Paris gelebt, um die französische Sprache zu studieren. Dort fand ich mein Thema. Es gibt nur zwei Städte in Europa, wo sich im Laufe der Jahrhunderte nicht allzu viel geändert hat, Paris und Florenz. In Paris gibt es noch den Geist der Vergangenheit. Der Louvre ist meine Wallfahrtsstätte.“
Dort fand er seine Vorbilder, Stillleben der Renaissance und des Barock. Er sagt: „Wie Künstler mit dem Gegenstand auf ganz kleinem Raum umgehen und dabei ihr eigenes Universum schaffen, ist faszinierend. Sie erzeugen etwas, das die Fülle des Lebens bedeutet und zugleich die Vergänglichkeit. Beides muss sich nicht widersprechen. “
Timpner selbst sammelt alte Dinge, bevor er zur Kamera greift. Die Schale mit den Köpfen von Greifen als Griffen kaufte er im Antiquitätenladen. Sein Atelier beschreibt er so: „Ich bin umgeben von Dingen, die mit dem Tod zu tun haben, und lasse mich inspirieren.“ Er habe auch einen Totenkopf griffbereit in seiner Kollektion. Zum Motiv auf unserem oberen Foto sagt er: „Die Schale ist wertvoll, handwerklich toll hergestellt, ein Zeichen der Lebensfreude. Darein lege ich den Totenschädel, denn Tod und Leben gehören auf wunderbare Weise zusammen.“
Aber auch ein ausgedienter Eisbär im Hasenkostüm, der auf einem Dinosaurier aus Plüsch sitzt, kann zu einem Motiv für die Nichtigkeit und Vergänglichkeit der Welt werden.
Timpners Galerist Udo Bugdahn meint zur besonderen Art von Fotografie, die sein Künstler pflegt: „Er hat in der Fotografie einen ganz individuellen Standpunkt. Es gibt niemanden, der so arbeitet. Es ist zwar Fotografie, aber hat viel mit Malerei und den Alten Meistern zu tun.“