Baustelle: Mannheims Kunsthalle erfindet sich neu

Mannheim (dpa) - Jahrelang wurde gestritten, jetzt ist der „Mitzlaff-Bau“ der Mannheimer Kunsthalle Geschichte. Wo er einst stand, klafft eine große Baulücke. 2015 wird hier viel passieren.

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PLANUNG: Mit dem Abriss ist der erste entscheidende Schritt des Projekts getan. Der Grundstein soll im März 2015 gelegt werden. „Wir gehen als Kunstmuseum in eine neue Zukunft“, sagt Direktorin Ulrike Lorenz. Der Streit um den Abriss hat sie in den vergangenen Monaten viele Nerven gekostet. „Ich sage aber auch in weiser und pragmatischer Voraussicht: Auch 2015 wird nicht einfach werden.“ Der Rohbau werde lange Zeit ohne Fassade zu sehen sein. „Wir gehen nüchtern davon aus, dass es auch wieder neue Anlässe geben wird, noch mal Gegenwind zu entfalten und Befürchtungen zu äußern.“ Der Bauplatz im Herzen der Stadt sei einfach hochsensibel.

STREIT: Gegenwind kam vor allem von einer Bürgerinitiative, die sich vehement gegen den Neubau ausspricht, weil sie ihn für Geldverschwendung hält. Die Mitglieder hätten stattdessen eine Sanierung des Gebäudes aus dem Jahr 1983 befürwortet. „Der Bau hätte noch genutzt werden können“, argumentiert die 93-jährige Mitbegründerin Gerda Lambrecht. „Ich finde es ganz unmöglich, was da gemacht wird.“ Momentan vermeide sie es, an der Baulücke am Friedrichsplatz vorbeizugehen. „Es zerreißt mich.“ Im baden-württembergischen Landtag scheiterte die Initiative mit einer Petition. Den Neubau bezeichnen die Gegner gern abfällig als Kasten.

NEUBAU: Das neue Gebäude soll sehr viel energieeffizienter sein als der Bau des Architekten Hans Mitzlaff. Das 21 Meter hohe Gebäude wird mit dem generalsanierten Jugendstilbau der Kunsthalle verbunden. „Wir wollen einen Dialog herstellen zwischen 100 Jahren Architektur“, sagt der leitende Architekt Nikolaus Goetze von dem Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner. Ansehnlich wird es zunächst nicht. „Es sieht eben erst einmal aus wie ein Rohbau“, sagt Lorenz. „Das Tragwerk wird sichtbar werden, und das sieht naturgemäß noch nicht aus wie der fertige Bau.“ 2017 soll der Neubau seine Eröffnung feiern. Zuletzt sind Kosten von etwa 68 Millionen Euro angesetzt worden. Der Löwenanteil ist über eine 50-Millionen-Euro-Spende abgedeckt.

FASSADE: Das allerletzte Wort ist noch nicht gesprochen. Lorenz spricht von „weiteren Optimierungen gestalterischer und technologischer Natur“. Das Fassadenmodell, das Passanten vor der Baugrube eine Ahnung des Zukünftigen gibt, werde im Stiftungsrat stark diskutiert. „Das ist jetzt immer noch nicht der Endzustand, sondern wir werden da weiter dran rumoptimieren“, kündigt Lorenz an. Die Grundidee stehe aber: Das Gebäude bekommt eine transparente Metallfassade aus bronzebeschichteten Edelstahlrohren. Vor den Fenstern soll ein Metallgeflecht freie Sicht erlauben.

KUNST: Der Neubau soll in seiner Größe einer wachsenden Sammlung gerecht werden. Er wird Mannheim nach Überzeugung der Initiatoren wieder zu bundesweitem und internationalem Ruhm in der Kunstwelt verhelfen - inklusive Leihgaben aus aller Welt. Die Substanz der Sammlung sei schon da, sagt Lorenz. Sie habe aber über Jahrzehnte nicht angemessen dargestellt werden können. „Wenn dieses Darstellungsproblem gelöst ist mit dem Neubau, wird die Bedeutung dieser Sammlung auch wirklich neu sichtbar werden.“