China-Debatte: „Nur weichgespülte Floskeln“

Kulturstaatsminister Neumann attackiert Museumschefs.

Berlin. „Weichgespülte Floskeln“, „geschmacklos“, „völlig inakzeptabel“ — Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sprach in der Berliner Akademie der Künste deutliche Worte. Sein Fazit aus der Debatte um die deutsche Ausstellung in Peking, die Verhaftung des Künstlers Ai Weiwei und die Haltung der Museumschefs aus Berlin, München und Dresden: Mit der Schau zur „Kunst der Aufklärung“ läuft etwas ziemlich schief.

Nicht nur, dass sich das Besucherinteresse im Nationalmuseum in Grenzen hält. Die Verhaftung Ai Weiweis nur zwei Tage nach der Eröffnung und die laue Reaktion aus Deutschland stellen die auswärtige Kulturpolitik vor knifflige Fragen. Welchen Sinn hat es, teure Kunstprojekte in Diktaturen anzukurbeln, wenn dabei die Kunst- und Meinungsfreiheit auf der Strecke bleibt?

Unangenehm aufgefallen seien die Museumsleute bei der Ausstellungseröffnung, sagte Neumann. Sie hätten sich in den Ohren der Chinesen so angehört „wie die Sprache der eigenen Funktionäre“. Er bezog sich dabei auf die Eindrücke des anwesenden Präsidenten des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann.

Was Neumann meinte, war klar: „Wer sich auf dem Parkett der internationalen Kulturpolitik bewegt, muss sich immer bewusst sein, dass er gerade in unfreien Ländern ein Mandat als Anwalt der Freiheit — wo immer es geht — wahrzunehmen hat.“

Für den Goethe-Chef Lehmann hat die mit 6,6 Millionen Euro vom Bund und weiteren Millionen von der Industrie finanzierte Schau einen Geburtsfehler: „Die Ausstellung ist ein Staatsakt“ — und werde damit auch von Chinas Regierung als politische Aktion verstanden. Doch die Schau diene vor allem dem „großen Auftritt“ der deutschen Museen in Peking: „Wenn ich 100 Journalisten aus Deutschland mitnehme, will ich eine Wirkung in Deutschland haben.“ Wie alle Teilnehmer sprach sich aber auch Lehmann gegen einen vorzeitigen Abbruch aus: „Das wäre verbranntes Geld.“

Vor übertriebenen Hoffnungen warnte der China-Experte Tilman Spengler, dem Peking ein Einreisevisum verweigert hatte. Das Interesse an deutschen Autos in China werde sich nicht in der Besucherzahl der Ausstellung niederschlagen, das politische Gewicht der Bundesrepublik dürfe man auch nicht überschätzen.