Die Preise auf dem Kunstmarkt spielen verrückt
Bund und Land helfen, dass auch der Kunde mit kleinem Geldbeutel fündig wird.
Köln. Die Art Cologne ist (fast) zum Markt für Reiche geworden, die in zinslosen Zeiten auf Kunst setzen. Ihnen bietet die Münchener Galerie Thomas nur ein einziges Gemälde an, „Die Angst des Hasen“ von Franz Marc, aber es kostet 9,4 Millionen Euro. Ein schmales, abstraktes Bild von Gerhard Richter aus dem Jahr 1983 bringt es bei von Vertes aus Zürich auf 4,8 Millionen Euro. Der populäre, aber keineswegs qualitätvolle chinesische Dissident Ai Weiwei will 110 000 Euro für zwei ineinander verschweißte vergoldete Rennräder haben. Verständlich, dass zur Vernissage Champagner angekarrt wurde. Die armen Akademiestudenten erhielten — erstmalig — Tickets erst für den nächsten Tag. Um gute Kunst für kleine Geldbeutel zu entdecken, muss man Argusaugen wie vom amerikanischen Künstler Tony Oursler (Galerie Hans Mayer) haben.
Im Kunstkompass rangiert Gerhard Richter (82) stets ganz weit oben. Diesen Rang könnte genauso gut Herbert Brandl (59) einnehmen, wenn man sein fast 24 Quadratmeter messendes Riesenbild in Grünblau betrachtet, das der Wiener Maler mit breiten Pinseln genial hingefetzt hat. Es kostet bei Thoman 90 000 Euro und sticht die Bilder von Gerhard Richter allemal aus. Jedes Museum selbst mit minimalem Etat könnte sich das Werk leisten!
Kunstmarktchef Daniel Hug unkt, dass es die Galerien mit „Kunst zu Einstiegspreisen“ schwerer haben. Seine Begründung klingt hochnäsig. Bei den sehr jungen Künstlern seien höchstens ein bis zwei Anfänger erfolgreich. Dass es diese „Anfänger“ auch auf der Kölner Messe gibt, ist der Unterstützung durch Bund, Land und Galeristenverband zu verdanken. Diese Förderkojen laufen unter der Bezeichnung New Positions (Neue Positionen) und befinden sich in der oberen Halle (11.3).
Der 28-jährige Student Jonas Maas aus Düsseldorf hat gerade das große Los gezogen. Eine seiner Arbeiten wurde durch die Bundesrepublik Deutschland angekauft. Galerist Philipp von Rosen erklärt: „Jonas erweitert die Grenzen der Malerei ins digitale Zeitalter.“ UV-Drucke auf Aluminium gibt es ab 2300 Euro. Tobias Hantmann deformiert Fotos von Töpfen am Computer, überträgt sie in Edelstahl und bemalt die Spiegelfläche mit zarten, fotorealistischen Wolken (3500 Euro). Junge Düsseldorfer wie Christoph Westermeier, Henning Fehr & Philipp Rühr werden bei Max Mayer preisgünstig angeboten. Bei Staeck gibt es Editionen ab einem Euro.