Enwezor sieht keine Krise im Münchner Haus der Kunst

München (dpa) - Der Rückzug seines Hauptsponsors hat das Münchner Haus der Kunst, eine der größten Ausstellungsinstitutionen für zeitgenössische Kunst in Europa, in eine schwierige Lage gebracht.

Foto: dpa

Trotzdem möchte Direktor Okwui Enwezor nicht von einer Krise sprechen. „Wir befinden uns definitiv nicht in einer Krise oder in einer Situation, in der das Haus nicht mehr funktionieren würde“, sagte Enwezor der Nachrichtenagentur dpa.

Natürlich sei der Rückzug der Schörghuber-Gruppe, die bislang auch Mitgesellschafter der gemeinnützigen Träger-GmbH war, eine ernste Sache. „Aber er ist kein Drama.“ Die Schörghuber-Gruppe hatte das Haus der Kunst seit mehr als zwanzig Jahren großzügig gefördert, zuletzt mit einer halben Million Euro jährlich. Künftig will sich das Unternehmen mehr sozialen Projekten zuwenden.

Konzeptionell sei das Haus der Kunst sehr gut positioniert, sagte Enwezor (50). „Wir genießen eine hohe Reputation als herausragendes und kritisches Zentrum der Vielfalt zeitgenössischer Kunst aus aller Welt. Es gibt weder in Deutschland noch in Europa eine Institution, die sich auf diesem Level, mit dieser Konsistenz und internationalem Anspruch der zeitgenössischen Kunst widmet.“

In der aktuellen Situation sieht der gebürtige Nigerianer, der seit 2011 das Haus leitet und jüngst zum Chef der Biennale von Venedig 2015 berufen wurde, auch eine Chance. Die Träger-Konstruktion einer gemeinnützigen GmbH mit öffentlichen und privaten Gesellschaftern und deren finanzielles Engagement sei lange Zeit ein Erfolgsmodell gewesen. „Ob es in dieser Form noch zeitgemäß ist, müssen wir überdenken.“

Kritik an seinem Ausstellungsprogramm lässt Enwezor nicht gelten. Den Vorwurf, seine Ausstellungen seien nicht populär genug, hält der Kunstmanager „für einen Angriff auf unser Publikum und der an zeitgenössischer Kunst interessierten Münchner Öffentlichkeit. Unser Publikum ist anspruchsvoll, neugierig, interessiert. Und dieses Publikum will herausgefordert werden.“

Das Denken in sogenannten Blockbustern sei für ihn wenig nachhaltig. Im übrigen könne man Publikumsrenner nicht planen. „Dass die immer wieder in diesem Zusammenhang genannten Ausstellungen meines Vorgängers Chris Dercon - Andreas Gursky und Ai Weiwei - so erfolgreich waren, hat vorher niemand geahnt.“