Fondation Maeght: Eine neue Bühne für Immendorff
Saint-Paul-de-Vence (dpa) - Altkanzler Gerhard Schröder würdigte Jörg Immendorff nach dessen Tod im Mai 2007 als einen Künstler, der mit seinen Ausstellungen dazu beigetragen habe, den Ruf Deutschlands als Kulturnation zu mehren.
Obwohl der Maler und Bildhauer zu den bedeutendsten Kulturschaffenden Deutschlands gehört, ist der in Düsseldorf gestorbene Immendorff (1945-2007) in Frankreich weitgehend unbekannt. Das Kunstmuseum Fondation Maeght im südfranzösischen Saint-Paul-de-Vence will mit der umfassenden Werkschau „Les théâtres de la peinture“ (bis 14. Juni) nun das Versäumte nachholen.
In Frankreich habe es nicht mehr als zwei Immendorff-Ausstellungen gegeben, sagt der Direktor der Fondation Olivier Kaeppelin. Auch die Fondation habe den deutschen Expressionismus etwas vernachlässigt. Mit mehr als 70 Werken, darunter Gemälde und Skulpturen, zeigt die Kunststiftung in der Nähe von Nizza nun erstmals eine umfassende Ausstellung des Künstlers.
Viele der Werke sind Leihgaben des Kunsthändlers und -sammlers Michael Werner, der bereits Anfang der 70er Jahre begann, dessen Werke zu kaufen. In Frankreich gibt es nur wenige Museen, die in ihren Sammlungen Immendorff-Bilder besitzen.
Bis zum 14. Juni werden Arbeiten aus den Jahren 1970 bis 2007 gezeigt. Unter dem Titel „Les théâtres de la peinture“ (etwa: Die Bühnen der Malerei) hat Kaeppelin dabei den Schwerpunkt auf Immendorff als zentrale Bildfigur gelegt. Denn der Künstler hat die Malerei zur Bühne der Welt gemacht, auf der er in verschiedenen Rollen auftrat. Als Kellner serviert er Otto Dix und Max Beckmann Getränke oder taucht als Gaukler und Affe auf, sein Alter Ego - und seine Art von Ironie auf die Zunft der Maler.
Was der Besucher zu sehen bekommt, ist ein komplexes Werk, das einen Agitprop-Künstler zeigt, der als scharfer Kritiker der ehemaligen DDR und überzeugter Maoist in seinen Werken gesellschaftspolitische Inhalte verarbeitete.
Auch aus seiner bekannten Serie „Café Deutschland“, in der Immendorff das deutsche Trauma der Teilung umsetzte, sind einige Werke zu sehen, darunter „Café Deutschland XVI - Scholle“ aus dem Jahr 1982. Auf dem großformatigen Ölbild ist eine raumausfüllende Eisscholle abgebildet, in der schemenhaft ein Maler mit einem Pinsel zu erkennen ist.
„In den Werken Immendorffs steckt viel Kraft“, erklärt Kaeppelin, der Leiter der Fondation. Sie tauchten den Besucher in ein raues, aber ausdrucksstarkes Universum ein, wie er meint. Mit dieser Welt der expressiven Malerei tue sich Frankreich etwas schwer. Die Ausstellung in der Fondation könnte in den kommenden Monaten Abhilfe schaffen.