Glaskünstler hantierte mit Schwarzpulver

Das Museum Kunstpalast zeigt das Gesamtwerk von Johan Thorn Prikker.

Düsseldorf. Der Holländer Johan Thorn Prikker (1868-1932) war ein genialer Querkopf, bekennender Anarchist, Mystiker, Möbelgestalter und Auftragnehmer der katholischen Kirche. „Mit allen Regeln der Kunst, vom Jugendstil zur Abstraktion“ nennt sich seine Schau im Düsseldorfer Ehrenhof (bis 7. August).

Der Krefelder Gründungsdirektor des Kaiser-Wilhelm-Museums, Friedrich Deneken, entdeckte den Maler und berief ihn 1904 an die damals hochmoderne Kunst- und Gewerbeschule. Krefeld besitzt den Nachlass, darunter große Kartons für Mosaike und Wandgemälde, mit denen die „kranke Gesellschaft durch Schönheit geheilt“ werden sollte.

Thorn Prikker entwickelte sich zum Vereinfacher. Beispielhaft sind Ornamente, in denen er wissenschaftlich exakte Naturbeobachtungen von Blüten oder Tieren in schönste Arabesken überführte.

Auf Plakaten und Holzkästchen lässt sich verfolgen, wie er mit Spiegelungen und Wiederholungen arbeitete. Zugleich kombinierte er das Vokabular der abstrakten Künste mit biblischen Themen zu Maria und Jesus.

Die wichtigsten Kirchen, Synagogen, Hauptbahnhöfe und Gesellenhäuser zwischen Neuss, Köln und Amsterdam verwandelte er mit seinen Farbfenstern, indem er auf die mittelalterliche Technik farbiger Glasstücke zurückgriff, die er mit Bleiruten verband und mit Schwarzpulver an einigen Stellen abdeckte.

Er erweckte mit dem Berliner Glasfachmann Gottfried Heinersdorff die alte Technik zu neuem, mystischem Leben. Dabei kalkulierte er die Farbkontraste und die Wirkung des Sonnenlichts ein, so dass in seinen Kirchen eine feierliche Stimmung herrscht.