Gropius-Bau zeigt sowjetische „Baumeister der Revolution“
Berlin (dpa) - Monumental und klassizistisch - so wird sowjetische Architektur meist beschrieben. Die Berliner Ausstellung „Baumeister der Revolution. Sowjetische Kunst und Architektur 1915-1935“ zeigt Beispiele ganz anderer, avantgardistischer Baukunst, die in Europa nur wenig bekannt sind.
Auch in Russland und den anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion seien die Namen der meisten Architekten heute weitgehend vergessen, heißt es in der Ankündigung der Ausstellungsmacher. Zu sehen sind Zeichnungen sowie historische und zeitgenössische Fotografien, die die Geschichte einzelner Bauwerke erzählen. Die Ausstellung ist im Martin-Gropius-Bau vom 6. April bis zum 9. Juli zu sehen.
Künstler der frühen Avantgarde wie El Lissitzky, Gustav Kluzis, Ljubow Popowa, Alexander Rodtschenko und Wladimir Tatlin beschäftigten sich seit 1915 mit Fragen von Form, Raum und Materialien. Die Architekten Nikolai Ladowski, Wladimir Krinski, aber auch der Maler Rodtschenko machten erste Entwürfe für die Stadtplanung und für Kommune-Häuser.
Architekten wie Wladimir Schuchow - der den filigranen Schabolowka-Radioturm in Moskau schuf -, Alexander Wesnin, Moisej Ginsburg und Konstantin Melnikow erfanden neue Formen und Bauweisen. Mit dem Aufbau der neuen sowjetischen Gesellschaft entstanden Arbeiterclubs, kollektive Wohnanlagen oder staatliche Großkaufhäuser und Partei- und Verwaltungsbauten. Kraftwerke und Industrieanlagen sollten dazu beitragen, das Land zu modernisieren.
Mitte der 30er Jahre veränderte sich das politische Klima in der Sowjetunion massiv. Der Staat setzte fortan auf eine monumentale, sich am Klassizismus orientierende Bauweise. Die Avantgarde geriet in Vergessenheit.