Hans-Peter Feldmann stellt in Hamburg aus
Hamburg (dpa) - Bilder, Skulpturen und Serien von Hans-Peter Feldmann sind bis zum 2. Juni in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen. Schon davor grüßt die Besucher Feldmanns „David“ - eine neun Meter hohe Nachbildung von Michelangelos Werk in Pink.
Unter den mehr als 120 Werken findet sich auch „9/12 front page“, eine Sammlung von Zeitungsaufmachern nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center im September 2001. „Wenn man die Bilder und Objekte für sich reden lässt (...), dann verstehen Sie auch die Kunst“, lautete Feldmanns Rat an die Gäste der Ausstellung. „Das zu erklären, zu beschreiben, ist verkehrt.“
Feldmann, der zu den großen zeitgenössischen deutschen Künstlern zählt, wurde 1941 in Düsseldorf geboren. In den 1960er und 70er Jahren machte er sich unter Insidern einen Namen, heute werde er in einem Atemzug mit Gerhard Richter genannt, sagte Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen. Er sei „ein wahnsinnig genauer Beobachter des Alltags“, meinte Luckow. „In der Regel sind es ganz unspektakuläre Dinge“. Durch eine Kleinigkeit stelle Feldmann das Unspektakuläre aus dem Alltag dann auf einen höheren Rang.
Feldmann selbst ist bescheidener. Auch als Künstler will er nicht bezeichnet werden. „Das passt mir eigentlich nicht so.“ Er sei auch Radfahrer, Ehemann, Vater - „alles zu seiner Zeit“. Kunst wird Feldmann zufolge zu sehr eingeschränkt, dabei passiere sie überall. „Kunst ist da wie das Wetter, wie Sex“, sagte er. „Wie viele Leute rennen rum mit tollen Frisuren - das ist Kunst!“
Ebenso bescheiden lautet auch der Name der Ausstellung in den Deichtorhallen kurz und knapp: „Kunstausstellung“. Hinter dem Eingang wartet der Boxer auf die Besucher, eine mannshohe Holzfigur mit Boxhandschuhen, Trainingshose und Mullbinden-Kopf. „Ich habe als Kind meinen Vater oft begleiten müssen zu den sonntäglichen Boxkämpfen“, erklärte Feldmann. Dort sei er dafür sensibilisiert worden, das nicht gut zu finden.
Gleich nebenan liegen Handtaschen samt Inhalt in Vitrinen. Feldmann bezahlte Frauen 500 Euro, damit sie ihm ihre Handtaschen verkauften. Herausgekommen sei ein Kunstwerk, „wo ein Mysterium offen gelegt wird“, meinte Luckow. Schlüssel, Visitenkarten, Schminke, Hygieneartikel und Bankkarten hat Feldmann aus den Handtaschen gepackt - und in den Glaskästen drapiert.
In einem vom Rest der Ausstellung getrennten Bereich sind die „100 Jahre“ präsentiert. Dort hat Feldmann Porträtaufnahmen gesammelt - begonnen mit einem Säugling bis hin zu einer 100 Jahre alten Frau. Die Modelle hat er sich in seinem eigenen Verwandten- und Bekanntenkreis gesucht.
Für Kinder hat die „Kunstausstellung“ eine Mal-Ecke eingerichtet. „Die Arbeiten von denen sind besser als meine Arbeiten“, sagte Feldmann. Die Kinder seien noch viel freier, der Begriff der Kunst schränke sie nicht ein. Feldmanns Fazit gilt für sie ebenso wie für die älteren Besucher in den Deichtorhallen: „Das Leben ist einfach wie Grießbrei, man darf nur keine schweren Fragen stellen.“