Helge Achenbachs Sammlung steht zum Verkauf

Düsseldorf (dpa) - Ein Gerhard Richter für 50 Euro - man reibt sich verwundert die Augen. Gerade noch wurde in New York ein Picasso für fast 180 Millionen Dollar versteigert.

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In Düsseldorf dagegen können weniger betuchte Kunstfreunde auf moderate Preise für begehrte Arbeiten berühmter Künstler hoffen. Mitte Juni kommt die umfangreiche Sammlung der Kunstberatungsfirma von Helge Achenbach unter den Hammer. Der 63-Jährige sitzt seit rund einem Jahr in Untersuchungshaft. Im März war der international vernetzte „Art Consultant“ wegen Betrugs an reichen Kunden zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Werke von Richter, Graubner, Penck, Baselitz, Immendorff und Beuys sind jetzt Insolenzmasse oder, wie der Auktionator Markus Eisenbeis sagt, „Warenbestand“. Das Kölner Auktionshaus Van Ham wird drei Tage vom 17. bis 19. Juni rund 2000 Kunstwerke aus dem Bestand der insolventen Achenbach Kunstberatung versteigern. Von morgens bis abends werden die Lose aufgerufen. Drei Auktionatoren teilen sich die Arbeit - Mittagspause nur eine halbe Stunde.

Um es vorwegzunehmen: Für 50 bis 100 Euro werden natürlich keine großen Richter-Gemälde bei der „Achenbach Art Auction“ angeboten, sondern nur zwei recht große Projektfotos von zwei Bildern, die Achenbach in den 80er Jahren der damaligen Victoria-Versicherung für wenige hunderttausend Mark verkaufte. Heute sind die Bilder Millionen wert und die Fotos davon rund 100 Euro.

„Wir sprechen hier nicht von einer elitären New Yorker Auktion“, sagt Eisenbeis. Schon allein der Ort ist ungewöhnlich. In der schmucklosen Lagerhalle Achenbachs in einem Düsseldorfer Gewerbegebiet stehen hinter einer Tür ohne Klingel und ohne Schild dutzendweise schwarze Affenskulpturen von Jörg Immendorff und großformatige Fotografien und Gemälde. Versteigert wird in der Halle gegenüber, die einst das Atelier des Fotokünstlers Thomas Ruff war.

In meterhohen Regalen lagern staubdicht eingepackt und ordentlich beschriftet Hunderte Kunstwerke. Einige sind von heute völlig unbekannten Künstlern, die Achenbach einmal förderte. Viele Arbeiten aber stammen von bekannten Künstlern: Imi Knoebel, Jonathan Meese, Heinz Mack, Markus Lüpertz und Sol Lewitt sind jetzt für Preise im unteren Tausenderbereich im Angebot. Oft handelt es sich um Grafik oder Auflagen. Mark Rothkos bunte Farbfelder werden sogar als Poster ab 50 Euro angeboten. Achenbach habe einen so großen Kunstbestand gehabt, um schnell Unternehmen ausstatten zu können, sagt Eisenbeis. Manches sei nur vermietet oder geleast gewesen.

Die wertvollsten Arbeiten wie ein auf 120 000 Euro geschätztes Kissenbild von Gotthard Graubner oder auf bis zu 60 000 Euro taxierte Ölbilder von Gerhard Richter werden am 20. Juni im Van Ham-Stammhaus in Köln versteigert.

Die bisher noch nicht öffentlich gemachten absoluten Highlights kommen ab Ende Juni bei Sotheby's in London und anderen Städten unter den Hammer, sagt Insolvenzverwalter Marc d'Avoine. Er rechnet mit einem Gesamterlös von etwa sechs Millionen Euro aus dem Verkauf aller Kunstwerke - bei weitem nicht genug, um die Forderungen von Achenbachs Gläubigern in zweistelliger Millionenhöhe zu befriedigen.

Angesichts der Schnäppchenpreise in Düsseldorf rechnet Eisenbeis mit großem Andrang auch von nicht auktionserfahrenen Kunstfreunden. Zur Vorsicht hat er auf den ersten Seiten des Auktionskatalogs eine Modellrechnung erstellt, wie sich der Aufschlag berechnet. Je nach Art der Arbeit kann der Preis sich inklusive Aufgeld und Mehrwertsteuer um ein Drittel bis fast die Hälfte erhöhen. „Da soll keiner eine böse Überraschung am Ende des Tages erleben.“

Auch die Maße der Werke sollte sich der unkundige Auktionskunde genau ansehen. Eine Sibirien-Flugkarte von Peter Fend wird zwar nur auf etwa 500 Euro taxiert, ist aber fast zwei Meter hoch und 3,60 Meter lang - also nichts für kleine Wohnzimmer.