Im TEFAF-Angebot: Ein Velázquez für 14 Millionen Dollar
Maastricht (dpa) - Jedes Jahr fragen Journalisten auf der Maastrichter Kunstmesse: Wirkt sich die Finanzkrise aus? Schadet die Euro-Krise? Spürt man den Abschwung? Die Antwort ist immer gleich: Nein. Weltweit ist der Kunstmarkt im vergangenen Jahr zwar um sieben Prozent eingebrochen.
Doch in Maastricht wird nur das Teuerste vom Teuren verkauft. Und das läuft immer.
Die Kundenklientel der TEFAF bewegt sich jenseits aller Konjunkturzyklen. Es sind die Superreichen, die von diesem Freitag an im Privatjet einschweben, um sich im teuersten Kaufhaus der Welt umzutun. Einem Kaufhaus, das jedes Jahr nur zehn Tage geöffnet ist - diesmal bis zum übernächsten Sonntag (24. März). Etwa 2000 Champagnerflaschen werden bis dahin von Händlern und Sammlern geleert werden.
Während der Messe haben die Hotels in der 120 000-Einwohner-Stadt zwischen Lüttich und Aachen ihre Preise vervielfacht, und alle Sterne-Restaurants sind ausgebucht. Die Altstadt - die in den letzten Tagen mit ihrer Schneehaube an ein Gemälde des Wintermalers Hendrick Avercamp erinnerte - ist mit roten TEFAF-Flaggen festlich geschmückt. Maastricht ist stolz darauf, die weltweit wichtigste Messe für alte Kunst zu beherbergen.
Das Kongresszentrum hat sich in ein Museum verwandelt - ein Museum, dessen Exponate man kaufen kann. Preisschildchen hängen allerdings nicht dran, das wäre viel zu profan. Erst auf Nachfrage verrät TEFAF-Mitbegründer Johnny Van Haeften aus London, dass er 4,8 Millionen Euro für seinen Jacob Jordaens (1593-1678) erbittet. Das Monumentalgemälde ist eine Entdeckung. Es stammt aus einem schottischen Schloss, wo es lange vor sich hingammelte. „Ganz schön staubig“ sei er gewesen, erinnert sich Van Haeften.
Doch jetzt, nach umfangreicher Säuberung, leuchten „Odysseus und Nausicaa“ so intensiv, das die Besucher wie magnetisch angezogen werden. Man könnte meinen, der flämische Barockmaler habe gerade noch letzte Hand angelegt. Passenderweise bietet ein anderer Händler in Maastricht Jordaens' vorbereitende Farbskizze für eben dieses Motiv an.
Der leuchtende Jordaens ist ein solches Aha-Erlebnis, dass man danach fast schulterzuckend vor einem Herrenporträt von Diego Velázquez (1599-1660) steht, das sage und schreibe 14 Millionen Dollar (knapp elf Millionen Euro) kosten soll. Hier ist es der große Name, der zieht - Werke des spanischen Hofmalers kommen nur selten auf den Markt.
Die Atmosphäre auf der TEFAF ist der Klientel entsprechend gediegen. In erster Linie wird Kunst präsentiert, die einfach nur schön sein will - nichts Anklagendes, nichts Verstörendes. Die steinreichen Sammler sehen auf der Leinwand, was ihnen nur allzu vertraut ist: Hummer und Muscheln, Wohnpaläste, Häuser am Mittelmeer.
Zwei Gänge weiter dann allerdings ein barockes Vanitas-Stillleben mit Totenkopf. Es mahnt: Aller Reichtum ist vergänglich, mitnehmen kann man nichts! In diesem Umfeld eine geradezu subversive Botschaft.