Kunstgespräch mit Fotograf Thomas Ruff: Das Motiv aus der Badewanne

Thomas Ruff, der große Foto-Künstler, erzählt von seinem Werdegang und wie er seine Motive findet.

Düsseldorf. Im aktuellen "Kunstkompass" der fotografischen Kunst hat der Düsseldorfer Künstler Thomas Ruff seinen Freund Andreas Gursky in der Ruhmesskala überholt. In der Weltelite der Fotokunst rangiert an ester Stelle eine Lady, Cindy Sherman, doch Ruff auf Platz 2. Der ehemalige Schüler von Bernd Becher hat vielfach Kunstgeschichte geschrieben. Nun erzählt er auch.

Ruff war 1981 noch Student bei Bernd Becher, als er seine Kommilitonen fotografierte und sein Ziel so erläuterte: "Ich wollte ein anderes Bild als das der Porträtstudios." Präzise sollte es sein. Die Gesichter durften während der Aufnahme nicht lächeln und nicht "sprechen".

Sein Verhältnis zu Becher umreißt er so: "Man war befreundet und hat sich geduzt. Aber Bernd war eine Respektsperson. Er hatte keine schulische Auffassung vIn der Badom Unterricht. Er hielt keine Vorträge, machte keine Kolloquien und keine Klassentreffen. Jeder war mit seiner Arbeit beschäftigt."

1989 bis 1992 entstehen "Sterne" mit Galaxien, Milchstraßen und kosmischem Nebel. Das Verwunderliche: Es sind keine eigenen Aufnahmen, sondern fremde. "Ich hatte mein Atelier in einer Sozialwohnung mit Klappdusche. Das erste, was ich mir dort einbauen ließ, war eine Badewanne unter dem Dach. Wenn ich tagsüber arbeitete und mich nachts in die Badewanne setzte und durch die Luke guckte, hatte ich ein schönes Bild, den Himmel über mir."

Dieses Bild wollte er haben. Ursprünglich wollte er es selber machen, merkte dann aber, dass das mit seinen Mitteln technisch unmöglich war. "Es musste jemand machen, der eine gute Ausrüstung hat." Er kaufte 1212 Kopien der Negative des Archivs des European Southern Observatory (ESO), wählte 144Ausschnitte aus und verkaufte den Himmel gleichsam scheibchenweise.

Vita Thomas Ruff wurde 1958 im Schwarzwald geboren, er studierte 1977 bis 1985 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Bernd Becher. Von 2000 bis 2006 übernahm er selbst die Fotoklasse, gab sie dann aber aus privaten Gründen ab.

Porträts Der Fotokünstler war noch keine 30 Jahre alt, als er mit den "Porträts" internationales Aufsehen erregte, weil die jungen, schönen Gesichter den Betrachter ausdruckslos anschauen.

Serien 1989 bis 1992 entstanden "Sterne", von 1999 bis 2004 "Nudes", seit 2005 "jpegs".