Kunsthalle Düsseldorf: Neuer Ausstellungschef - Große Namen, kleine Formate
Gregor Jansen erklärt nach 100 Tagen an der Kunsthalle Düsseldorf seine ersten Pläne.
Düsseldorf. Knapp hundert Tage ist Gregor Jansen (45), diese rheinische Frohnatur, Chef der Kunsthalle Düsseldorf. Er hat als Leiter des Museums für Neue Kunst im Medienzentrum ZKM in Karlsruhe viele Erfahrungen über die aktuelle Szene gesammelt. Er kennt sich zugleich in Asien gut aus und hat fünf Jahre lang in China gearbeitet. Nun gibt er bekannt, wohin die Reise mit seinem neuen Flaggschiff führen soll.
Er startet mit zwei Düsseldorfer Trümpfen, weil doch die Kunsthalle einst von den Künstlern vor dem Abriss gerettet wurde. Es sind Hans-Peter Feldmann und Ferdinand Kriwet. Feldmann, dessen schweinchen-roter Kunststoff-David frei nach Michelangelo in bester Erinnerung ist, erhält schon im Juni eine Einzelausstellung. Er sei "einer der wichtigsten konzeptuellen Künstler in Deutschland, und einer der frischesten". Und Ferdinand Kriwet, der mit Textbildern schon als Schüler auf sich aufmerksam machte, mit 19 Jahren sein erstes Buch veröffentlichte und als Mitgestalter des legendären Creemchease gilt, sei aktueller denn je.
Doch Jansen will nicht nur die lokale Szene bedienen, seine Gedanken schweifen auch in die weite Welt. Seine asiatischen Erfahrungen münden im Winter 2011 in die ersten Retrospektive über den Chinesen Zhang Peili. Im Gegensatz zum Globetrotter Ai Weiwei sei sein Künstler wenig bekannt, aber wichtiger. Jansens Favorit habe sich wie so viele Kreative im Land der Mitte an der Demokratisierungs-Bewegung in China abgearbeitet, aber er tue dies ohne Klischees. Er sei ein Zyniker. Er arbeite "viel subtiler und ironischer als der altbekannte Ai Weiwei". Und da Jansen ein Optimist ist, hofft er schon jetzt auf eine Europa-Tournee, die in Düsseldorf startet und über England nach Spanien führen soll.
Jansen liebt es zugleich, Haken zu schlagen. Natürlich habe er am ZKM ganz nahe an der Forschungsfront medialer oder digitaler Technologien gearbeitet. Aber nicht die Medienkunst, sondern die Malerei sei sein Steckenpferd. "Auf alle Fälle sind es andere Dinge als die interaktive Kunst, die ich im überwiegenden Maße für aufgeblasen halte oder als Effekthascherei verstehe."
Er plant mit großen Namen, allen voran Tomma Abts, die mit ihren extrem kleinen Formaten in ihrer Londoner Wahlheimat wie bei ihrer Kölner Galerie Furore macht. Sie arbeitet monatelang an ihren Bildern, ringt mit den Sedimentschichten und dem Trocknungsprozess der Ölfarbe und sucht nach Beziehungen zum Konstruktivismus der 20er und der 60er Jahre. Tomma Abts wurde als Professorin an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. Noch weiß die Neue nichts von Jansens Plänen, Jansen sieht jedoch ihre Kunst schon jetzt im Dialog mit dem 1964 verstorbenen Stilllebenmaler Giorgio Morandi, der auch im Kleinen groß ist. Gregor Jansen lobt Abts’ "Delikatessen im kleinen Format."
Um den Besuch anzukurbeln, denke er daran, kleinere und größere Ausstellungen parallel laufen zu lassen. Er hoffe auch auf ungewöhnliche Dinge: "Warum nicht Design oder eine Antiquitäten-Schau in der Kunsthalle? Wichtig ist doch, dass es gute Kunst ist."
Für die Zukunft plant er eine Schau über Jean Francois Lyotard oder ein Projekt über Roboter. Er habe in Berlin die Zeichnerin Jorinde Voigt getroffen, die mache wunderschöne mobile Maschinen. Im übrigen wolle er "Between" wiederbeleben, jene Ausstellungen für ein Wochenende oder eine Woche, wie es sie einst unter dem Vorvorgänger Jürgen Hartens gab. Insgesamt sei sein Ziel: "Etwas wilder, ein bisschen frecher und experimenteller".