Longs Steinkreis von der Zugspitze
Cragg stellt Werke seines Freundes im Skulpturenpark aus.
Wuppertal. Die große Halle im Skulpturenpark Waldfrieden ist aus Glas. Wer dort von Tony Cragg, dem Stifter des Areals, zur Ausstellung eingeladen wird, muss sich auf den Dialog mit der Umgebung einstellen. Für Richard Long ist dies kein Problem. Er hat die Land Art, die Kunst mit den Mitteln der Natur, wesentlich beeinflusst.
Sein Steinkreis aus Kalksteinen, die er auf der Zugspitze gefunden hat, wirkt sehr streng und formal, aber zugleich grandios. Mit einem Außendurchmesser von 860 Zentimetern füllt die Bodenarbeit von 1998 den gesamten Raum aus und überhöht ihn zugleich. Bei der Vernissage lobte Tony Cragg, Richard Long sei seit Ende der 60er Jahre wichtig für die "Rückbesinnung auf die Natur" und für die Beziehung zwischen Natur und Umwelt.
Longs Zugspitz-Kreis ist eine Leihgabe der Düsseldorfer Galerie Konrad Fischer. Der Künstler sagt über sein Werk: "Ich zerschlage die Steine nicht. Sie sind so, wie ich sie gefunden habe." Long ist allerdings kein Symbolist, der im Kreis die Harmonie oder Meditation sucht. Er sagt vielmehr: "Ein Kreis ist eine universelle Form. Sie gehört jedem Menschen. Mich interessieren diese universellen Zeichen."
Das gilt auch für die Steine vor der Halle, für "Münsterland Steine" von 2008. Richard Long hat sie zum Dreieck gelegt, das er gleichfalls als eine selbstverständliche Form betrachtet. Die dritte Arbeit, vier "Basalt-Linien" (2000) vor dem Haupteingang, zeigt sich leicht verjüngende Parallelen.
Tony Cragg und Richard Long kennen sich seit Jahrzehnten aus England. Im Wimbledon-College of Art studierte der junge Cragg bei Longs bestem Ex-Studenten Roger Ackling. Anfangs griff Cragg noch einige Impulse der Land Art auf, indem er vorgefundene Materialien zu Grundformen ordnete, vor allem zu Rechtecken. Doch das ist lange her.
Tony Cragg und Richard Long sind Freunde, beide erhielten den Turner-Preis und den Praemium Imperiale. Sie haben jedoch unterschiedliche Auffassungen von der Skulptur entwickelt. Richard Long neigt dazu, die Vergänglichkeit der Kunst, die begrenzte Haltbarkeit in der Realität zu betonen. Tony Cragg hat die Zeit der Assemblage überwunden. Seine Werke haben eine autonome, individuelle Gestalt.