Programm Das sind die Kunstausstellungen in NRW 2020
Düsseldorf · Ein reiches Programm wartet auf die Kunstfans im nächsten Jahr, nicht nur in Düsseldorf, sondern auch im Folkwang Museum Essen.
Die Freunde der bildenden Kunst können sich auf ein großartiges Ausstellungsprogramm im nächsten Jahr in der Region freuen. Das Folkwang Museum Essen drängt sich unter seinem neuen Direktor Peter Gorschlüter an die Spitze der Publikums-Gunst und bereitet die Paukenschläge Keith Haring, Aenne Biermanns (Fotopionierin) und Federico Fellini (Filmpionier) vor.
Der Düsseldorfer Kunstpalast ist „verrückt nach Angelika Kauffmann“ und topt dieses Ereignis mit Peter Lindberghs noch zu Lebzeiten organisierter Einzelschau, mit der legendären Fotosammlung Kicken sowie dem spannenden Dialog zwischen Caspar David Friedrich und der Düsseldorfer Malerschule. Der Kunstsammlung NRW, einst Star der Szene, sind mithin ernstzunehmende Ausstellungs-Konkurrenten erwachsen. Seit Mittwoch liegt ihr Programm vor. Auch hier gibt es einige Höhepunkte.
Ausgerechnet in den Kriegsjahren gibt sich Picasso intim
Auftakt in K20 am Grabbeplatz ist ab 15. Februar Picasso. Es geht um die Kriegsjahre 1939 bis 1945. Seine weiße Taube von 1942 wirbt schon jetzt für die Schau. Picasso war unmittelbar vor Kriegsbeginn von Paris nach Südfrankreich geflohen, kehrte aber 1940 in die von den Deutschen besetzte Hauptstadt zurück. Nach der Befreiung von Paris durch die Alliierten im August 1944 wurde er als Überlebender gefeiert. Sein Werk aus dieser Zeit wirkt nicht heldisch, nicht attackierend. Er reagiert auf die Bedrohung der Zeit, auf Tod und Zerstörung mit eher sehr privaten und sensiblen Werken, die man von ihm gar nicht vermutet. Dazu gehören Stillleben, Aktdarstellungen und Porträts.
Hochinteressant verspricht die Retrospektive von Thomas Ruff aus den letzten 20 Jahren zu werden, denn Ruff ist ein Forscher der Bildkunst. In K21 werden ab 9. Mai nicht nur bekannte, sondern auch neue Werke zu sehen sein. Der ehemalige Becher-Schüler ist ein Star der Szene. Kein Fotokünstler hat so viel Erfolg wie er. Dabei könnte man ihn eher einen Forscher nennen, ist er doch stets dem Foto und seiner Geschichte auf der Spur.
So stieß er auf Linnaeus Tripe (1822-1902), einen der erfolgreichsten Architekturfotografen im 19. Jahrhundert. Tripe durfte im Auftrag der Britischen Regierung von 1856 bis 1862 in Burma und Madras fotografierten. Ruff untersuchte die Papiernegative im Victoria and Albert Museum in London. Er griff auf das alte Archivmaterial zurück und schuf eigene Vergrößerungen mitsamt den Alterungsspuren und Knicken, den zurückweichenden Perspektiven und fast abstrakten Licht- und Schatten-Spielen des Vorgängers. Was er daraus machte, wird ab 25. April in Düsseldorf zu sehen sein. Wem das noch nicht genug ist, darf sich auf Ruffs Sicht auf die Propagandabilder aus der Volksrepublik China freuen.
Auch die Künstlerin, Filmemacherin und Autorin Hito Steyerl ist berühmt. Sie gilt laut Kunstkompass als eine der wichtigsten Positionen des letzten Jahres. Ihren Durchbruch hatte sie auf der Biennale Venedig 2015, als sie den Deutschen Pavillon bespielte. Sie pflegt ihre Bilder so zu verwandeln, so dass der Betrachter nicht genau sagen kann, ob er es mit einem analogen oder digitalen Bild, einer Montage, einem sich verflüssigenden und ins Filmische verwandelnden Zyklus, einer Dokumentation oder einer Fiktion zu tun hat. Sie ist aber nicht nur technisch versiert, sondern pflegt in ihren ungemein ästhetischen Folgen sehr scharf, kritisch und zielgerichtet die Mächtigen dieser Welt, die Investoren und Spekulanten sowie die Oligarchen unter den Herrschern ins Visier zu nehmen. Ihre Schau startet am 26. September in K21.
Zu den weniger bekannten Namen im Programm gehören die vier US-amerikanischen Konzeptkünstlerinnen Eleanor Antin, Lee Lozano, Adrain Piper und Mierle Laderman Ukeles, auf die man im Archiv von Dorothee und Konrad Fischer gestoßen war. Nun haben die inzwischen älteren Damen ihre Premiere ab 18. Januar.
Auch Charlotte Posenenske (1930 bis 1985) war eine bedeutende, aber heute fast vergessene Künstlerin der 1960er Jahre, die mit ihren minimalistischen Arbeiten, Objekten und Skulpturen Einfluss auf die deutsche Kunst der 1970er Jahre hatte. Nach Meinung von Direktorin Susanne Gaensheimer war sie eine Vorreiterin der amerikanischen Minimal Art.
Simon Denny aus Neuseeland mit einer Professur für zeitbasierte Medien in Hamburg sowie Amrita Sher-Gil, eine ungarisch-indische, 1941 verstorbene Malerin, runden das Programm ab, in dem auch ein Open Space und ein Sommerfest in Haus und Park von K21 eine Rolle spielen.