Art Düsseldorf mit 100 Galerien Die Art Düsseldorf wirkt globaler

Düsseldorf/Meerbusch · 100 Aussteller bestücken die neue Kunstmesse, die Hälfte kommt aus dem Ausland.

Art Düsseldorf: Candida Höfer zeigt ihre neue Serie „Bolschoi-Theater“ in der Galerie Rüdiger Schöttle.

Foto: Candida Höfer

Die dritte Ausgabe der Art Düsseldorf ist gut gestartet. Die Staatskarossen stauten sich vor dem Eingang auf dem Böhler-Gelände, weil die Parkplätze für die VIPs nicht ausreichten. Nach den Autokennzeichen zu urteilen, kamen sie von Rhein und Ruhr. Die Messe ist also fest in der rheinischen Szene verankert.

Die Aktieninhaber kennen sich auf dem asiatischen Markt aus

Die turbulenten Zeiten der Art Düsseldorf sind vorbei, der Rückzug der angeschlagenen Schweizer Messegesellschaft MCH Group ist verkraftet. Mit den Londoner Messeprofis Sandy Angus und Tim Etchells gewann der clevere Messechef Walter Gehlen zwei ideale Netzwerker, die schon jetzt den asiatischen Markt bedienen. Düsseldorf, das als Japan-Town firmiert und zugleich eine starke chinesische Community aufweist, ist für die neuen Inhaber des Schweizer Aktienpakets das ideale Pflaster. Angus & Etchells erhöhten daher zugleich ihre Anteile von den ursprünglichen 25,1 Prozent auf über 40 Prozent, so dass Gehlen und sein stiller Partner nur noch knapp 60 Prozent halten. Alle Anteilseigner setzen auf den hiesigen Markt. Und die rund hundert Aussteller, zehn mehr als 2018, tun es auch.

Gehlen betont demonstrativ, er bekomme kein Geld von Dritten und ihm rede auch niemand ins Konzept. Dennoch ist er natürlich stolz, dass er eine enge Zusammenarbeit mit der Contemporary Art Foundation aus Tokio unter dem Großsammler Yusaku Maezawa anbieten kann. Zur Erinnerung: Maezawa kaufte 2017 ein Gemälde von Basquiat für 110,5 Millionen Dollar. Maezewa revanchiert sich für die aktuelle Partnerschaft, indem der 1996 in Osaka geborene Künstler Shoma Kimura mit Düsseldorfer Akademiestudenten am Samstag im virtuellen Raum arbeiten wird.

Der neue Hub zu asiatischen Sammlern heißt Düsseldorf

Für ihn wie seinesgleichen ist klar: „Der neue Hub zur asiatischen Sammlerszene heißt Düsseldorf.“ Noch ist dies nur ansatzweise erkennbar, wenn etwa Julia Stoschek ihr Videoprogramm mit der Firma des südkoreanischen Mischkonzerns Samsung anbietet. Oder wenn der erste Preis der Bloom-Award-Jury an Isaac Chong Wai (29) aus Hong Kong geht. Wai hat zwar an der Weimarer Bauhaus Universität studiert und lebt in Berlin, aber sein Video behandelt die politischen Proteste und Polizeiaktionen in seiner Heimat.

Für die Galeristin Stephanie Mayer steht daher fest: „Die Art Düsseldorf wird sich zukünftig stärker auf Asien konzentrieren. Dazu gibt es viel zu viele Direktflüge vom Flughafen Düsseldorf aus.“

Bei der Pressekonferenz am Donnerstag erklärte ein Journalist, man habe doch schon die Art Cologne, um zu fragen: Brauche man denn noch die Art Düsseldorf? Gehlens Antwort war knapp: „Ja, sonst gäbe es keine dritte Ausgabe.“ Dann erläuterte Gehlen: Das Rheinland habe einen der größten Kunstmärkte der Welt und seit Jahrzehnten ein großes Sammlerpublikum. Er sei überzeugt, dass beide Städte eine eigene Messe bräuchten.

Die Kölner Galeristen teilen seine Ansicht. Heinz Holtmann, Ehrenvorsitzender der Branche in Köln, der 41 Mal die Art Cologne besucht hat und nun zum dritten Mal in Düsseldorf ausstellt, glaubt an beide Messen. Er stellt sogar überrascht fest: „Es gibt immer noch Grenzen zwischen Köln und Düsseldorf. Die Düsseldorfer kaufen in Düsseldorf, die Kölner in der Domstadt.“ Im Nebensatz betont er aber: „Die Macher der Art Düsseldorf sind Kölner. Wir arbeiten natürlich auch zusammen.“

Die Düsseldorfer Galeristin Stephanie Mayer kommt gar zu der ungewöhnlichen Aussage: „Düsseldorf hat im Ausland einen besseren Ruf als in Deutschland selbst. Im Ausland lobt man die Stadt, ihre fantastischen Museen und Galerien sowie ihre berühmte Akademie.“ Mayer meint sogar, Düsseldorf sei in den letzten fünf Jahren viel internationaler geworden. „Düsseldorf hat sich globalisiert.“

Nun ist ein Gang über die aktuelle Messe keine Schnäppchenjagd. Die Preise steigen weiterhin. Das beste Beispiel ist die kleine Kartoffelmaschine von Sigmar Polke aus dem Jahr 1969. Zur Erinnerung: Unter einem Hocker hängt an einem langen Draht eine Kartoffel. Oben befindet sich ein Knopf, den am Donnerstag kein Besucher zu drücken wagte. Hätte er es getan, hätte sich der Draht schnarrend mit der einen Kartoffel um eine zweite Kartoffel gedreht. Also ganz einfach, in der Diktion von Polke: „Ein Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann.“ Sie war auf den Künstlerfreund Klaus Staeck gemünzt, der 30 Exemplare für jeweils 290 D-Mark verkaufen sollte. Anfangs war das Objekt ein Ladenhüter, mit Polkes Ruhm brachte es ein Exemplar bei der Lempertz-Auktion 2009 auf 74 000 Euro. Nun will die Galerie Sies und Höke nach Auskunft ihres Galeristen 200 000 Euro dafür haben. Dafür läuft man bei Sies und Höke aber auch über einen 50 Quadratmeter großen, farbenfrohen Teppich, dessen Entwurf von Jonathan Meese stammt.

Die Düsseldorfer Galeristin Linn Lühn liefert ein Gegenbeispiel im Preis. Sie bietet Man Rays Bügeleisen mit den 14 aufgeklebten Nägeln weiterhin für 980 Euro an und stellt dazu eine Radierung zum gleichen Thema von Konrad Klapheck für 1800 Euro bereit.