Mars-Bilder von Thomas Ruff in Münster
Münster (dpa) - Das Weltall fasziniert Thomas Ruff schon seit langer Zeit. „Die Astro-Fotografie ist die einzige Fotografie, die verschiedene Ebenen der Vergangenheit einfangen kann.“
Das Licht von längst verglühten Sonnen funkelt auf den NASA-Himmelsbildern, die der Düsseldorfer Künstler vor mehr als 20 Jahren unter dem Titel „Sterne“ zu Großformaten verarbeitete. Später gab Ruff im „cassini“-Zyklus dem Saturn seine eigenen Farben, verfremdete ganze Planeten. Nun ist er noch näher herangerückt.
Wer die neue „ma.r.s.“-Serie über den roten Planeten betrachtet, glaubt sich im Landeanflug auf eine befremdend-vertraute Wüstenlandschaft. Erstmals ist dieser Zyklus im Museum zu sehen. Er ist Teil der Ausstellung „Thomas Ruff. Stellar Landscapes“ im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster.
60 Bilder umfasst die ausgestellte Weltraum-Kunst. Sie soll neue Zugänge zum Künstler schaffen, der mit Porträts und Akten Weltruhm erlangte. Zugleich will das Landesmuseum einen neuen Schwerpunkt mit Fotokunst aufbauen. „Sechs Arbeiten aus der Serie „cassini“ wurden für die Sammlung des Museums angekauft“, so Direktor Hermann Arnhold.
Ruff hat für „ma.r.s.“ erneut NASA-Bilder verarbeitet. Dieses Mal musste er kein Material ankaufen. „Diese Darstellungen haben kein Copyright, weil Maschinen die Aufnahmen gemacht haben“, sagte der 53 Jahre alte Düsseldorfer. „Die Bilder stehen jedem zur Verfügung.“ 900 Internetseiten Rohmaterial, 20 Bilder auf jeder Seite. Ruff hat erst ein Drittel davon sichten können. Doch was er ausgemacht hat, beeindruckt.
Er hat die hochauflösende Schwarz-Weiß-Aufnahmen koloriert und den senkrechten Blickwinkel der Sonden mit Bildbearbeitung angeschrägt. Dadurch sieht der Betrachter die Landschaft wie aus einem Flugzeugfenster. „Es ist wie die Vorwegnahme einer Reise.“ Schließlich sucht die NASA nach dem bestmöglichen Landeplatz.
Bei dem „jpeg“-Zyklus von 2007 hatte Ruff bewusst Bilder aus dem Internet genutzt, deren Pixel das Auge des Betrachters irritierten. Diesmal ist es umgekehrt. Die Bilder, die Ruff jetzt herunterlädt, haben eine schwindelerregende Größe von 500 Megabyte. Auf den Großformaten - 2,56 Meter mal 1,86 Meter - sind winzige Details scharf. Die Bilder würde er am liebsten noch größer machen, sagt Ruff. Er bearbeitete sie digital, manipulierte Kontraste und Ausschnitte.
Die Farben wirken bemerkenswert blass. Denn der Künstler hielt sich größtenteils an die Realität - oder was er davon erhalten konnte. Mehr als schmale Streifen, die für Geologen gedacht sind, hatte er nicht. Der Großteil der Aufnahmen war schwarz-weiß gehalten, um sie besser übertragen zu können. „Ich richtete mich nach den Referenzstreifen. Manchmal sagte ich mir aber auch: "Na und?"“ Dann habe er Farben improvisiert. Die Schau mit 60 Bildern ist von diesem Sonntag an der Öffentlichkeit zugänglich und läuft bis zum 8. Januar.