Neueröffnung Museum Kunstpalast: Akte im weichen Licht
Zwei Jahre nach der Sanierung erstaunt das Museum Kunstpalast mit seiner klassischen Moderne.
Düsseldorf. Das Museum Kunstpalast ist nach einem zweijährigen Dornröschen-Schlaf wieder erwacht. Der Brandschutz ist modernisiert. Dächer und Lichtdecken sind erneuert. Über 8,5 Millionen Euro wurden verbaut. Ab Freitag abend zeigt die Sammlung ihre ungeahnte Qualität. Dabei erweist sich vor allem die klassische Moderne als großartig.
Nachdem die Nazis eine der besten expressionistischen Sammlungen Deutschlands zerschlagen hatten, kauften die Museumsleiter Werner Doede und Meta Patas bald nach dem Krieg neue Schätze von Weltniveau. Beckmanns Ehefrau „Quappi“, die „Liegende“ von Kirchner, die Grazien von Marc, Skulpturen von Lehmbruck und die magische Abstraktion von Feininger und Max Ernst ergeben ein atemberaubend vitales, frisches Ensemble. Es ist zugleich die Blüte des Jungen Rheinland mit Ophey, Dix und Gerd Wollheim. Hausherr Beat Wismer (58), ein ausgewiesener Museumsfachmann, nimmt mit dieser Auswahl die Konkurrenz zur Kunstsammlung auf.
Dazu gesellen sich die Rubens-Bilder aus der berühmten Galerie des Kurfürsten Jan Wellem. „Venus und Adonis“ können ihre himmlische Liebe im weichen Tageslicht unter der Kassettendecke auskosten. In der Abteilung des 18. und 19. Jahrhunderts bestechen die Düsseldorfer Malerschule sowie zwei Gemälde von Angelika Kauffmann, die gerade erst angekauft worden sind.
Für die Moderne mit ihren Großformaten fehlt der Platz. Von 3000 Gemälden und von Skulpturen von Beuys bis Rinke werden 42 gezeigt. Als Hingucker gleich im Eingang begrüßt ein abstraktes Bild der Amerikanerin Mary Heilmann (1985), eine Neuerwerbung, die sich ideal in die Kollektion der Düsseldorfer Größen Imi Knoebel, Blinky Palermo und Meuser fügt.
Manche Depot ware erweist sich als Entdeckung. So wird eine abstrakte, sehr lyrische Komposition der Hilla Gräfin Rebay 60 Jahre nach ihrer Schenkung ans Tageslicht befördert. Die deutsche Malerin beriet seit den 30er Jahren den US-Sammler Solomon R. Guggenheim und wurde Gründungsdirektorin des Guggenheim-Museums.
Höhepunkte der letzten Jahrzehnte sind der Zero-Raum des Trios Piene, Mack und Uecker, ein Spektakel mit Licht und Bewegung. Die Kultkneipe Creamcheese und Daniel Spoerris Eat Art-Galerie wurden rekonstruiert mit Dieter Rots Hasenkot, der Beuys’schen Fischgräte, Césars Zuckerdaumen und Tony Morgans „Graskuchen“ in Öl. Auch Gerhard Richter war beteiligt, er pinselte eine flotte Schöne auf die Rückwand der Bar.