„Kriegszeit“ in Stuttgarter Staatsgalerie
Stuttgart (dpa) - Soviel Leid und Tod hat es in der Staatsgalerie Stuttgart selten gegeben: Die neue Sonderausstellung „Kriegszeit“ vereint gut 300 Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen aus eigenem Bestand, mit denen namhafte Künstler auf die beiden verheerenden Weltkriege reagierten.
Im Mittelpunkt stehen rund 100 Zeichnungen und Druckgrafiken von Käthe Kollwitz (1867-1945). Begleitet wird Kollwitz von Werken ihres Zeitgenossen Ernst Barlach sowie von der nachfolgenden Generation um Max Beckmann, Otto Dix und George Grosz, die ebenfalls von den Kriegen und der unruhigen Zwischenkriegszeit betroffen waren. Die Ausstellung „Kollwitz-Beckmann-Dix-Grosz. Kriegszeit“ zeigt vom 30. April bis zum 7. August insgesamt rund 300 ausgewählte Arbeiten. Gast aus der Gegenwart ist Anselm Kiefer (66), dessen Buch „Heroische Sinnbilder“ seit 2010 der Staatsgalerie gehört. Bereits mit 24 Jahren beschäftigte er sich kompromisslos mit dem Faschismus und der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit.
„Es ist immer Kriegszeit, irgendwo auf dieser Welt“, sagte Direktor Sean Rainbird. Das Thema der Ausstellung sei stets aktuell. Der Kollwitz-Fundus der Staatsgalerie zählt nach den Museen in Köln und Berlin zu den bedeutendsten weltweit. Seit einer Ausstellung zum 100. Geburtstag von Kollwitz 1967 habe man ihn aber nicht mehr gezeigt. Der Blick ins eigene Archiv - das werde zum Trend für die Museen weltweit, ist Rainbird überzeugt.
Käthe Kollwitz hat sich Zeit ihres Lebens so eindrucksvoll wie erschütternd mit den Themen Krieg und Tod auseinandergesetzt. Einen ihrer beiden Söhne verlor sie im Ersten Weltkrieg, ihren Enkel im Zweiten. Ihr Plakat „Nie wieder Krieg“ von 1923/24 wurde zum Symbol gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands. Zum Stuttgarter Bestand gehören Folgen wie „Die Weber“ oder „Bauernkrieg“.
Die Ausstellung ermögliche somit einen Blick auf das gesamte Spektrum ihres Schaffens, sagte Kuratorin Corinna Höper. Immer stärker war es geprägt von Melancholie und Verzweiflung. „Ein jeder Krieg wird mit einem neuen Krieg beantwortet, bis alles, alles kaputt ist. Wie dann die Welt aussehen mag, wie Deutschland aussehen mag, weiß nur der Teufel“, soll Kollwitz einmal gesagt haben.
Schirmherrin der Ausstellung ist die Tennis-Legende Stefanie Graf. Am Rand werden Spenden für ihre Stiftung „Children for Tomorrow“ gesammelt, die sich um Kinder kümmert, die Opfer von Krieg und Verfolgung wurden.