Neues kreatives Abenteuer für Modezar Lacroix
Paris (dpa) - Frankreichs Modeschöpfer Christian Lacroix zeigt sich als vielversprechender Ausstellungsmacher. Unter dem Titel „Der Orient der Frauen“ wird im Pariser Museum der Künste und Kulturen, dem Musée du Quai Branly, eine Ausstellung gezeigt, die von Lacroix inszeniert wurde.
Aus aktuellen Gründen bekommt sie auch eine überraschende politische Dimension: „Die Ausstellung fällt in einen Moment, wo in einem Teil der arabischen Welt viel passiert“, sagte der Designer, dessen Modehaus vor mehr als einem Jahr Bankrott machte. Denn unter den Demonstranten in Ägypten waren auch viele Frauen, die mehr Rechte und Demokratie forderten.
Wer an die Frau im Orient denkt, hat unwillkürlich das Bild der verschleierten Muslima vor Augen. Dass das nicht immer so war und bereits in den 1920er und 1930er Jahren ein Hauch von Emanzipation in einem Teil der arabischen Welt zu spüren war, will die Ausstellung von Lacroix und der Kuratorin Hana Chidiac zeigen. Und deshalb sucht der Besucher auch vergeblich nach der weiten Abaya und dem Niqab, wie der Gesichtsschleier auf Arabisch heißt.
Stattdessen werden farbige Gewänder gezeigt sowie reich bestickte Fest- und Hochzeitskleider, die bis weit ins 20. Jahrhundert hineinreichen. „Diese Ausstellung ist eine Hommage an die orientalische Frau. Ich denke vor allem an meine Mutter, die in einer Zeit auf die Welt kam, zu der alle Frauen im Orient ihren Schleier ablegten und den Weg der Freiheit gesucht haben“, erklärte Chidiac, die gebürtige Libanesin ist.
Das war in den 20er Jahren, als die orientalische Frau durch den Einfluss des Okzidents den Schleier ablegte und begann, bunte Gewänder zu schneidern. Rund 150 davon sind in der Ausstellung, die bis zum 15. Mai dauert, zu sehen. Sie stammen aus Jordanien, Ägypten, Syrien und dem Libanon - Länder, in denen sich seit 1970 das Bild der Frau geändert hat. „Allmählich begann sich die islamische Bekleidung durchzusetzen, die den Körper der Frau völlig bedeckt“, sagte die Kuratorin. Und Schwarz gewann an Boden. Bis vor wenigen Jahren sah man den Schleier in Ländern wie Ägypten oder Syrien nur in Ausnahmefällen.
Dafür, dass die Ausstellung keiner verstaubten und monotonen Ethnologie-Schau gleicht, hat Lacroix gesorgt. Die Gewänder, die mehrere Jahrhunderte der orientalischen Frauenbekleidung dokumentieren, sind nicht hinter Vitrinen verschlossen, sondern hängen an unsichtbaren Fäden und erzeugen den Eindruck, in der Luft zu schweben.
Das Bild, das die Ausstellung widerspiegelt, ist das kreativer, selbstbewusster und emanzipierter Frauen. Ein Bild, das der Vergangenheit angehört? „Keiner kennt die Zukunft. Ich hoffe, dass sich die Lage bald entspannt und andere Zeiten anbrechen“, sagte Chidiac.