Stille Malerei statt lauter Botschaft

Engel, holprige Verse und ein Licht wie von Vermeer. Mit Spannung erwartet wurde der Einstand der Dozentin Tomma Abts, Turner-Preisträgerin aus London und berühmt für teure Miniformate mit perfekten Oberflächen.

Düsseldorf. „Die Nacht war durch einen Schlitz geflogen, irgendwo im Parkett, und ich flog in hohem Bogen aus meinem Bett.“ Der holprige Vers ist an eine Pinnwand in Raum 216 gesteckt, die der Dichter Durs Grünbein für alle Studenten frei gibt. Stühle und Lautsprecher stehen für die Lesungen bereit, Vitrinen für die Ausstellungen der Gedichtbände.

Wer die Malerei in all ihren Facetten haben will, muss in die Räume von Siegfried Anzinger gehen. Der Lehrer präsentiert eine Schau seiner 54 (!) Studenten mit 250 Arbeiten. Das Erstaunliche: Sie alle kommen zu ihrem Recht, vor allem natürlich Weronika Furzynski („Nika“), die sich mit ums Ich kreisenden Bildern von der Akademie verabschiedet.

Mit Spannung erwartet wurde der Einstand der Dozentin Tomma Abts, Turner-Preisträgerin aus London und berühmt für teure Miniformate mit perfekten Oberflächen. Sie ist der Antipode zur alten Akademie der Malerfürsten Lüpertz und Immendorff. In einer Ecke lässt Gaststudent Jonas Weichsel ahnen, worum es ihr geht: nicht um Botschaften, sondern um die stille, sich selbst genügende absolute Malerei.

Herausragende Gemälde gibt es in der Doig-Klasse. Joe Sracic, frisch gebackener Vater, feiert die Mutterschaft und lässt einen Engel mit großen Flügeln über die Szene segeln. Bestechend ist die Kunst von Christoph Beuyer, der das Licht wie von Vermeer für eine kochende Frau mit einem Riesenmesser einsetzt.

Kurzweilig, lustig und flippig ist die Klasse TAL R, die zudem Waffeln mit Sahne kredenzt.