NRW-Statsgalerie: Ein neuer Anfang in der Kunstsammlung Düsseldorf
Die Direktorin Marion Ackermann stellt ihre Programme und Pläne bis 2011 vor.
Düsseldorf. Marion Ackermann, die neue Direktorin beider Ausstellungshäuser der Düsseldorfer Kunstsammlung, K 20 und K 21, kann zum Amtsantritt am Dienstag noch über ein drittes Haus verfügen: das vom Land NRW angekaufte "Haus Schmela". Hier legte Joseph Beuys in den 70er und 80er Jahren mit längst legendären Performances den Grundstock seines Weltruhms. Hier soll unter der Frage "Beuys ausstellen?" die Hauptschau thematisiert werden. Zu dieser lockeren Gesprächsreihe seien alle eingeladen, die sich via Kenntnis oder Interesse berufen fühlten. Überhaupt legt Ackermann Wert auf Geselligkeit. Mehrfach sei sie darum gebeten worden.
Mit der Entscheidung für Beuys als Auftakt im K 20, das bis dahin runderneuert und erweitert worden ist (11. September 2010 bis 16. Januar 2011) unter dem Titel "Parallelprozesse" setzt Ackermann das von Armin Zweite begonnene Bekenntnis zum wichtigsten Künstler der Landeshauptstadt fort. Im Mittelpunkt stehen zehn Groß-Installationen, in sich selber geschlossene Räume wie Palazzo Regale, die "Straßenbahnhaltestelle", "Zeige deine Wunde" oder "Honigpumpe am Arbeitsplatz".
Man muss der neuen Chefin nur ein einziges Mal zugehört haben, wenn sie fünfzig Minuten lang ihr Konzept und ihr Programm mit kundigen Worten und ohne Zuhilfenahme von Notizen ausbreitet. Ackermann ist eine zielstrebige Generalistin, eine Akademikerin, die ihre Arbeit nicht dem üblichen Kunst-Kauderwelsch opfern will, die soziologisch-philosophisch denkt, aber das dazugehörige Vokabular vermeiden will. Eine versierte Kunsthistorikerin, die nicht die Intelligenzbestie hervorkehren will. Ihr Anspruch ist enzyklopädisch und global, aber stets sollen die Menschen sich eingeladen fühlen. Neues und Erhellendes soll in Hülle und Fülle den Geist anregen.
Anfang 2011 will sie die erste große Schau für Thomas Struth realisieren. Mit der Serie "Raum für Raum" werden ab 10. Juli 2010 im K 21 sukzessive Christian Boltanski, Marcel Broodthaers, Hanne Darboven, James Turrell und andere vorgestellt. Bis Ende 2011 reicht ihre Planung für Künstler, denen man begegnen möchte, darunter den Litauer Zilvinas Kempinas und den Israeli Zvi Goldstein. Im übrigen kann sie sich auf einen Ankaufsetat von zwei Millionen Euro freuen.
Unbill scheint nur Reinhard Muchas Kunstwerk "Deutschlandgerät" zu bereiten. Ackermann will es aus dem K 21 ausbauen, wo es einen großen Raum in Beschlag nimmt. Wegen des Travertins sei längst ein Gutachten angefertigt. Niemals werde sie eine Beschädigung des Werks zulassen. Doch wer ein so großes Haus wie sie neu gestalten soll, darf nicht klittern; es geht um ein Gesamtkonzept, in das zu allerletzt Ausnahmen passen. Das müsste auch Mucha einsehen. Marion Ackermann hat betont, wie sehr es ihr um ein Miteinander, nie um Konfrontation geht.