Rundgang durch die Kunstakademie: Möbel zwischen Gemütlichkeit und Satire

Junge Bildhauer lieben den ironischen Kampf gegen die ewigen Werte der Kunst.

Düsseldorf. Junge Bildhauer haben es schwer. Wer kauft sich schon einen ganzen Raum, ein deckenhohes Gebilde oder ein tonnenschweres Relief? Wer die Königsdisziplin studiert, muss mutig sein. Vielleicht sind deshalb die Räume der Klassen Grünfeld, Kamp, Vermeiren, Gostner und des Grenzgängers Tal R so spannend.

Heiko Räpple stellt vor seine Reliefs zwei Bänke, eine davon ist mit Taubenspikes besetzt, ein Möbelstück also gegen die Gemütlichkeit. Anna Stöcker (Kamp) höhnt mit ihrem Interieur gegen die ewigen Werte der Kunst. Ihr Tisch hat eine Plexiglaswanne mit Wasser und steht auf Wattebeinen. In dieses Wasser bettet sie ihre Wattemöbel und wartet ab, wie sie sich in Wohlgefallen auflösen. Sie bauen ihre eigenen Rückzugsräume.

Taka Kagitomi bietet drei Schlafsäcke an, über denen er Plexiglashauben mit bunten Stoffen aufgebaut hat. Wer in dem Aufbau liegt, hat Ruhe beim Blick auf die bunten Farben.

Anna Bauer und Agnes Lux (beide Gostner) gehen mit ihren grauen Skulpturen aus Styropor und Dachlatten hoch hinauf. Die Arbeiten scheinen weiter zu wachsen, sich zu entfalten und möglicherweise eines Tages den Raum aus den Angeln zu heben.

Christoph Knecht (Doig) hat ein ganz kleines Bild gemalt. "real" steht als Logo der Supermarktkette über einer Batterie von Bierflaschen. Dazu gibt es einen grauen Himmel und viel Poesie.

Die akkurateste Klasse ist die von Markus Lüpertz. Dort bekommt jeder der rund 25 Studenten einen genau abgezirkelten Platz. Nur Josef Werner schert aus. Er persifliert in drei Betongüssen erstens seinen Lehrer Lüpertz und zweitens den Künstler Yves Klein, an dessen Körperabdrücke die Skulpturen erinnern.

Das schönste Relief stammt von Melissa Hopson (Grünfeld): ein raffiniertes, dekonstruktivistisches Papprelief in Graubraun und einigen gelblichen Seitenpappen.