Schallplatten: Kunst auf dem Cover
Gera (dpa) - Was einst als reine Verpackung anfing, hat sich über die Jahrzehnte zu einer eigenen Kunstform entwickelt: Das Cover von Schallplatten.
Rund 350 kunstvoll gestaltete Hüllen, darunter Exemplare von Andy Warhol, Joseph Beuys, Damien Hirst und Keith Haring zeigt das Geraer Museum für Angewandte Kunst in einer neuen Ausstellung - Titel: „Grafik im Quadrat“. Beleuchtet werden sechs Jahrzehnte Kunst auf Plattenhüllen von 1950 bis heute. Grundstock der Schau, die bis 13. Juni dauert, ist die mehr als 4000 Stück umfassende Sammlung von Mike Deppe aus Kerken (Nordrhein-Westfalen).
Waren die Platten zunächst in einfache Papierhüllen verpackt, entwickelte der US-Amerikaner Alex Steinweiss um 1937 das moderne Plattencover, erklärt Kuratorin Christina Bitzke. Sein Ziel sei es gewesen, den musikalischen Inhalt grafisch darzustellen. Die Plattenfirma habe er spätestens dann von seinen Ideen überzeugen können, als die Umsatzzahlen der künstlerisch gestalteten Platten spürbar stiegen. Fortan war die Plattenhülle als Marketinginstrument entdeckt, das zugleich den Mythos der Stars transportierte.
Die Geraer Ausstellung zeigt das Plattencover als Alltagskunst, mit der ein Millionenpublikum erreicht wurde, und als Spiegel zeitgenössischer Grafik, Fotografie und Typografie. So ist etwa die von Joseph Beuys gestaltet Platte „Sonne statt Reagan“ zu sehen, aber auch Motive von Salvador Dalí, Andy Warhols Cover der Rolling-Stones-Platte „Sticky Fingers“ mit einem echten Reißverschluss auf dem Bild einer knallengen Jeans und auch Damien Hirsts Totenköpfe finden sich auf den Plattencovern.
Mit 16 Jahren hat Deppe angefangen, Schallplatten zu sammeln, seit gut zehn Jahren konzentriert er sich auf von Künstlern gestaltete Cover. Dabei interessiere ihn die Schallplatte als Gesamtheit: Von der Hülle über das Inset bis hin zur Platte samt Label, erzählte er. In Plattenläden und auf Trödelmärkten stöbere er immer wieder nach Raritäten. Der Kontakt zu dem Museum kam über eine Schallplatte mit einer Ansprache des in Gera geborenen Malers Otto Dix zu Kunst, Religion und Krieg zustande, die ebenfalls in der Schau zu sehen ist.
Die Exponate aus Deppes Sammlung werden ergänzt von Hüllen privater Leihgeber und aus der Sammlung des Museums.