700 Prozent höhere Gebühren: Disco-Betreiber wütend auf Gema
Neues Gebührensystem soll zu erheblichen Mehrkosten führen.
Düsseldorf. Wenn Tobias Wicht, Betreiber des Wuppertaler Butan-Clubs, an das neue Tarifsystem der Gema denkt, gerät er in Rage. „Das kann man schon fast als kriminell bezeichnen“, sagt er. Nicht nur Wicht ist über die neue Gebührenordnung der Musikrechte-Verwertungsgesellschaft empört. Clubbetreiber aus ganz Deutschland laufen gegen die Reform Sturm. Der Vorwurf: Das neue Tarifsystem führe zu einem Diskothekensterben und Mehrkosten von 600 bis 1200 Prozent.
Ab 2013 plant die Gema, die in Deutschland die Urheber von Musik vertritt, einheitliche Gebühren. Die Vergütungssätze richten sich weiterhin nach der Größe des Veranstaltungsraumes und der Höhe des Eintrittspreises. Statt bisher elf soll es aber nur noch zwei Tarife geben: einen Mindestsatz für Veranstaltungen, die zwei Euro Eintritt oder weniger kosten, und eine Gebühr von einheitlich zehn Prozent der Eintrittsgelder für alle anderen.
Das sei ein angemessener Satz für die Urheber, sagte Gema-Bezirksdirektor Lorenz Schmid gestern in Berlin. Laut Gema sollen durch die neue Reform die kleinen und mittleren Veranstalter entlastet werden. Doch die sehen das anders: Daniel Fritschi, der in Düsseldorf das „Foyer“ betreibt, ist einer dieser Kleinen. 135 Quadratmeter betrage seine reine Clubfläche, so Fritschi. „Durch die neuen Tarife steigen meine Gema-Gebühren um 600 Prozent. Das ist existenzbedrohend“, erzählt er wütend und fassungslos zugleich.
Auch auf Betreiber Wicht kommen Mehrkosten zu. „14 000 Euro jährlich zahle ich momentan an die Gema. Durch das neue Tarifsystem steigen meine Kosten um 700 Prozent“, sagt er und fürchtet, dass viele Club-Betreiber durch die Reform pleite gehen werden oder massiv ihre Preise erhöhen müssen. „Die neuen Tarife sind unfair und sozial unausgewogen“, so Wicht.
Die Gema-Reform gilt aber nicht nur für Clubs und Diskotheken, sondern auch für Musikkneipen sowie Schützen- und Straßenfeste — kurz: überall dort, wo Musik öffentlich gespielt wird, um damit Geld zu verdienen. Uwe Pracejus von der Werbe- und Interessengemeinschaft Gerresheim hat angesichts der Gema-Kosten längst resigniert. „Wir spielen auf unseren Festen überhaupt keine Musik mehr. Die Gebühren sind einfach viel zu hoch“, sagt er.