Andreas Dresens „Arabella“-Inszenierung gefeiert
München (dpa) - „Ich mache mich auf einiges gefasst“, hatte Filmregisseur Andreas Dresen (51, „Sommer vorm Balkon“) vor seinem Ausflug auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper gesagt. Seit Montagabend ist aber klar: die Sorge war umsonst.
Dresens Version der Richard-Strauss-Oper „Arabella“ wurde bei den Münchner Opernfestspielen begeistert gefeiert. Erleichtert und strahlend genoss der Filmemacher, für den das Theater die Affäre neben der „Ehe“ mit dem Film ist, den tosenden Applaus.
Er machte es dem strengen Münchner Publikum aber auch wirklich leicht, ihn liebzuhaben. Seine Inszenierung war ebenso stimmig und gradlinig wie zurückhaltend. „Ich bin keineswegs der Meinung, dass auf der Bühne die ganze Zeit Action sein muss“, hatte Dresen zuvor im dpa-Interview gesagt. „Die Musik ist bei der Erzählung der Geschichte mindestens gleichberechtigt.“ Damit dürfte er vielen Münchner Operngängern aus der Seele gesprochen haben.
Dresen verlegt die Geschichte um eine verarmte Familie, Irrungen, Wirrungen und die Wa(h)re Liebe in ihre Entstehungszeit. Komponist Strauss und Hugo von Hofmannsthal, der das Libretto schrieb, schufen die Oper Anfang des 20. Jahrhunderts.
„Es geht ums Geld, es geht ums Überleben.“ Dresens „Arabella“ ist eine Geschichte über Existenzängste und das finanzielle Überleben vor karger, bedrohlich wirkender, aber durchaus ästhetischer Kulisse (Bühne: Mathias Fischer-Dieskau). Die großen Freitreppen, die das Bühnenbild bestimmen, erinnern hier und da an ein alles verschlingendes Haifisch-Maul.
Beim großen Tanz im zweiten Akt kommt der Filmexperte Dresen durch: der ganz in schwarz, weiß und rot gehaltene Maskenball (Kostüme: Sabine Greunig) wird zu einer Orgie, die entfernt an Stanley Kubricks letzten Film „Eyes Wide Shut“ erinnert. Doch auch die Ausschweifungen geraten so ästhetisch, so zurückhaltend, die nackten Hintern bewegen sich so zaghaft zur Musik, dass das als konservativ geltende Münchner Publikum auch daran keinen Anstoß nimmt.
Bei aller Düsternis gelingt es dem Regisseur trotzdem, die Komik des Librettos beizubehalten. In der Titelrolle begeistert vor allem Anja Harteros, gefeiert wird auch Hanna-Elisabeth Müller als Arabellas verkleidete Schwester Zdenka - und Dirigent Philippe Jordan am Pult sowieso.
Die erste Festspiel-Premiere, Claude Debussys symbolistische Oper „Pelléas et Mélisande“ in einer Inszenierung der jungen Regisseurin Christiane Pohle, war vom Münchner Publikum noch gnadenlos niedergebuht worden.