Auf der Notenspur zur Leipziger Musiktradition
Leipzig (dpa) - Johann Sebastian Bach und der 800 Jahre alte Thomanerchor sind die Stars der Musikstadt Leipzig. Der barocke Komponist wird alle Jahre mit einem Festival geehrt. Und die Thomaner tragen den Ruf der Stadt rund um die Welt.
Doch die sächsische Stadt - vom Dichterfürsten Goethe einst „klein Paris“ genannt - kann auf eine Musiktradition blicken, die weit über Bach hinausgeht. Die „Leipziger Notenspur“ soll sie zeigen - und führt Besucher an authentische Musikerstätten. Leipzig will damit ins Weltkulturerbe kommen.
Der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy war Kapellmeister des Leipziger Gewandhausorchesters und gründete dort 1843 das deutschlandweit erste Konservatorium. Berühmte Schüler waren zum Beispiel die Komponisten Edvard Grieg und Leos Janacek. Heute studieren hier rund 850 junge Menschen aus aller Welt. Zu den bekannten Schülern gehören der frühere Gewandhauskapellmeister Kurt Masur oder der aktuelle Thomaskantor Georg Christoph Biller.
Auch Edvard Grieg steht in der Reihe der illustren Musiker-Persönlichkeiten, die in Leipzig zeitweise lebten und arbeiteten. Er komponierte dort seine berühmte Peer-Gynt-Suite. Ebenfalls Spuren hinterließen Robert Schumann und Gustav Mahler.
Diese Schätze der Musikstadt macht die „Leipziger Notenspur“ erlebbar. Als markierter Rundweg von rund fünf Kilometern Länge verbindet sie mitten in der City 23 Wirkungsstätten berühmter Komponisten und musikhistorisch bedeutende Orte. Metallintarsien im Boden sind die Wegweiser. An diesem Samstag wird die Notenspur eröffnet.
Mit acht herausragenden Stätten der Notenspur will Leipzig Weltkulturerbe werden, darunter das Mendelssohn-Haus, die Grieg-Begegnungsstätte oder die Nikolaikirche und Thomaskirche - dort wurden die Werke Bachs uraufgeführt. Insgesamt haben sich zehn Orte in Sachsen darum beworben, auf die von 2016 an geltende nationale Vorschlagsliste zu kommen. Die Landesregierung wird nur zwei Projekte dafür anmelden. Welche das sind, ist noch geheim.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) betont, eine solche Dichte von Musikleben- und Geschichte sei weltweit einmalig. „Und wir haben noch die Orte, und das ist lebendig und wird weiterentwickelt.“ Als Beispiel nennt er die heutige Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Erbe werde gelebt. Die Notenspur sei das Instrument, diese Musikpflege auch touristisch zu bespielen.
Am Anfang des Projekts stand bürgerschaftliches Engagement. Ein Physikprofessor hat es initiiert: Werner Schneider begann 2005 damit, die Leipziger Notenspur-Initiative aufzubauen, bis schließlich auch die Stadt einstieg. Zur Weltkulturerbe-Bewerbung sagt er: „Das wäre das Sahnehäubchen.“
Gekostet hat das Projekt laut Schneider 410 000 Euro. Davon übernahmen das Land 55 Prozent und die Stadt 30 Prozent. 15 Prozent kamen aus Spenden und von Sponsoren.