Auf der Suche nach dem Sommerhit

Berlin (dpa) - Jeder Sommer hat seinen eigenen Soundtrack. Lieder, bei denen wir uns im Herbst und Winter wehmütig an Strandurlaub und laue Nächte erinnern. Aber welche Musik läuft diese Saison beim Grillen, beim Autofahren mit offenen Fenstern, auf Poolpartys oder am Strand?

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Berlin (dpa) - Jeder Sommer hat seinen eigenen Soundtrack. Lieder, bei denen wir uns im Herbst und Winter wehmütig an Strandurlaub und laue Nächte erinnern. Aber welche Musik läuft diese Saison beim Grillen, beim Autofahren mit offenen Fenstern, auf Poolpartys oder am Strand?

„Der Elektrotrend der letzten Jahre setzt sich ganz klar fort. Zudem gibt es jede Menge Kollaborationen zwischen Künstlern“, sagt Hans Schmucker von GfK Entertainment. Die Marktforscher aus Baden-Baden erstellen die offiziellen Deutschen Charts und verkünden jedes Jahr etwa Mitte August den Sommerhit.

Kaum wegzudenken ist derzeit der Song eines Hamburger Künstlers: Mehr als 30 Jahre nach dem Original von Chaka Khan legte Felix Jaehn gemeinsam mit Sängerin Jasmine Thompson „Ain’t Nobody (Loves Me Better)“ im leichten elektronischen Sommergewand neu auf. „Er hat es geschafft, das Lied von seiner 80s-Zickigkeit zu befreien“, schrieb Max Fellmann kürzlich im „Süddeutsche Zeitung Magazin“.

Welche Version nun besser ist - Original oder Kopie, darüber lässt sich streiten. Klar ist: Jaehn und Thompson gelingt zumindest der Hit des Frühsommers. Ihr Remix steht im Mai und Juni acht Wochen auf Platz eins der Charts. Und laut einer Abstimmung von bild.de, an der sich unlängst 11 000 Menschen beteiligten, ist der Song bereits zum Sommerhit 2015 gekürt.

„Gut gecovert ist halb gewonnen“, meint Jens Kopel, Musikchef beim Rahmenprogrammanbieter radio NRW, der 45 Lokalradios in Nordrhein-Westfalen bespielt und als Senderverbund die größte Reichweite in Deutschland hat. Das haben sich möglicherweise auch Anna Naklab feat. Alle Farben & Younotus gedacht. Ihre Neuauflage des Reamon-Hits „Supergirl“ aus dem Jahr 2000 tummelt sich seit Wochen unter den Top 5 der deutschen Single-Charts.

Und wie sieht es bei den Radiosendern aus? „Bei uns hat "Are You With Me" von den Lost Frequencies das mit Abstand größte Potential auf den Sommerhit“, sagt Kopel. Der chillige, rhythmische Sound mit eingängigen Deep-House-Elementen sei perfekt. Auch bei Spotify spiegelt sich der Elektrotrend wider: Der meistgestreamte Song von Sommeranfang (21. Juni) bis Mitte Juli ist „Lean On“ (Major Lazor), dahinter kommen das „Ain't Nobody“-Cover sowie Avicii mit „Waiting For Love“. Vielversprechende Kandidaten für GfK-Experte Schmucker sind aber auch die Alternative-Rockband Walk The Moon mit „Shut Up And Dance“ oder Latino-Musiker Alvaro Soler („El Mismo Sol“).

Aber was sind eigentliche die Kriterien für einen Sommerhit? Die Marktforscher von GfK Entertainment erwarten eine eingängige Melodie, einen einfachen Text, tanzbaren Rhythmus, gute Laune und einen Künstler, der „vorher noch keinen (großen) Erfolg“ hatte und es auch „aus eigener Kraft“, also etwa ohne Fußball-WM oder Eurovision Song Contest in die Hitliste schafft. Das könnte auch der Grund sein, warum 2014 „Prayer In C“ von Lilly Wood & The Prick das Rennen gemacht hat, und nicht Andreas Bourani mit seinem WM-Hit „Auf uns“.

Auch dieses Jahr ist die Chance auf einen deutschsprachigen Gewinnersong eher gering. Pop-Rapper Cro liegt zwar mit seiner Akustik-Version von „Bye Bye“ derzeit auf Platz eins der Charts und auch Sarah Connor ist seit Wochen mit „Wie schön Du bist“ erfolgreich. Beide sind - zumindest nach GfK-Kriterien - bereits zu erfolgreiche Künstler. Chancen hätten wohl eher Newcomer wie Philipp Dittberner & Marv („Wolke Vier“) oder Joris („Herz über Kopf“).

Die letzten deutschsprachigen Sommerhits sind schon einige Jahre her. Das waren Culcha Candela mit „Hamma!“ (2007) und Buddy vs. DJ The Wave mit „Ab in den Süden“ (2003). Es sei auffällig, dass in den Neunzigern und zur Jahrtausendwende mehr Partykracher dabei waren, sagt Schmucker mit Blick auf Hits wie „The Ketchup Song“ (2002), „Mambo No. 5“ (1999) oder „Macarena“ (1996).

Interessantes Extrawissen: „Lambada“, für viele das Sommerlied überhaupt, war eher ein Herbst- und Winterhit: Der Kaoma-Song stand von Ende September bis Anfang Dezember 1989 auf Chartplatz eins.

Die von GfK Entertainment ermittelten Sommerhits der vergangenen Jahre:

- 2014: „Prayer In C“ - Lilly Wood & The Prick

- 2013: „Wake Me Up“ - Avicii

- 2012: kein eindeutiger Sommerhit ermittelt: Favoriten waren Lykke Li („I Follow Rivers“), Asaf Avidan („One Day/Reckoning Song (Wankelmut Remix)“), Gusttavo Lima („Balada (Tche Tcherere Tche Teche)“) sowie Tacabro („Tacata“)

- 2011: „Mr. Saxobeat“ - Alexandra Stan

- 2010: „We No Speak Americano“ - Yolanda Be Cool & Dcup

- 2009: „Jungle Drum“ - Emiliana Torrini

- 2008: „I Kissed A Girl“ - Katy Perry

- 2007: „Hamma!“ - Culcha Candela

- 2006: „Crazy“ - Gnarls Barkley

- 2005: „Maria“ - US5

- 2004: „Dragostea din tei“ - O-Zone

- 2003: „Ab in den Süden“ - Buddy vs. DJ The Wave

- 2002: „The Ketchup Song“ - Las Ketchup

- 2001: „Miss California“ - Dante Thomas feat. Pras

- 2000: „Around The World (La La La La La)“ - ATC

- 1999: „Mambo No. 5 (A Little Bit Of...)“ - Lou Bega

- 1998: „Bailando“ - Loona

- 1997: „Samba de Janeiro“ - Bellini

- 1996: „Macarena“ - Los del Rio

- 1995: „Scatman's World“ - Scatman John