Bald neue Pläne für Elbphilharmonie-Eröffnungskonzert

Hamburg (dpa) - Seit Jahren muss der Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, auf die Eröffnung seines Konzerthauses warten. Bis dahin macht der gebürtige Wiener ein spannendes Programm an anderen Spielstätten der Hansestadt.

Seit 2007 ist Christoph Lieben-Seutter Generalintendant der Hamburger Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Zweimal schon musste der 49-Jährige geplante Eröffnungskonzerte in dem spektakulären Konzerthaus wieder absagen, weil die Elbphilharmonie immer noch nicht fertig ist. Im Interview sagt der gebürtige Wiener, warum er trotzdem weitermacht und was das Besondere an der Elbphilharmonie ist.

Frage: Nach jahrelangem Streit um Kostenexplosionen und Zeitverzögerungen zwischen der Stadt Hamburg und dem Baukonzern Hochtief geht es seit Anfang Juli auf der Baustelle der Elbphilharmonie endlich wieder voran. Glauben Sie nun an ein Happy End mit der Eröffnung im Frühjahr 2017?

Antwort: Ich bin sehr zuversichtlich. Es ist wirklich ein Neustart gelungen. Die Stimmung auf der Baustelle und die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist endlich so, wie sie sein soll - nach jahrelangen Schwierigkeiten und Blockaden. Das ist ziemlich erleichternd für uns.

Frage: Was kann denn jetzt überhaupt noch schiefgehen?

Antwort: Es gibt immer noch viele komplexe Detailfragen zu klären. So ist zum Beispiel heute klar, dass der Andrang von Touristen und Gästen aus dem Ausland viel größer sein wird, als man vor acht Jahren bei den ursprünglichen Planungen gedacht hat. Aber jetzt ziehen alle am gleichen Strang und suchen gemeinsam nach den besten Lösungen.

Frage: Haben Sie im Nachhinein eine Erklärung dafür, wie es zu so einem Baudesaster kommen konnte?

Antwort: Man war zu optimistisch und hat zu früh mit dem Bau angefangen, obwohl das Projekt noch nicht durchgeplant war. Das hat Streitigkeiten auf der Baustelle und Nachforderungen der Auftragnehmer Tür und Tor geöffnet. Wenn so ein Riesenschiff einmal in die falsche Richtung fährt, ist es kaum möglich, das Ruder herumzureißen. Es musste erst ein völliger Stillstand eintreten, bis alle Seiten für einen Neuanfang bereit waren.

Frage: Und weshalb sind Sie trotz dieser Verzögerungen geblieben?

Antwort: Weil es ein einmaliges Projekt ist, in einer wunderschönen Stadt. Wenn man da einmal so viel Energie und Herzblut investiert hat, dann möchte man es auch zu Ende erleben, außerdem kann man gerade in Krisensituationen viel dazulernen. Und Hamburg ist nicht der schlechteste Platz auf der Welt, um ein paar Jahre zu verbringen (lacht).

Frage: Das heißt, Sie werden auf jeden Fall bei der Eröffnung dabei sein?

Antwort: Ja, klar. Mein Vertrag läuft bis 2018.

Frage: Ihr Vertrag, der bis 2015 lief, wurde also verlängert?

Antwort: Mein Vertrag ist so gebaut, dass er sich um drei Jahre verlängert, wenn er nicht von einer Seite gekündigt wird. Insofern waren keine großen Verhandlungen nötig. Es war allen Beteiligten klar, dass ein Elbphilharmonie-Intendant, dessen Vertrag vor der Eröffnung ausläuft, nicht viel Sinn macht. Zudem wird die Arbeit, die wir mit den Elbphilharmonie-Konzerten machen, in der Stadt sehr gut angenommen.

Frage: Machen Sie denn jetzt wieder feste Konzerttermine für die Elbphilharmonie?

Antwort: Noch nicht, aber bald. Wir hatten zweimal Eröffnungskonzerte geplant und mussten diese wieder absagen oder in die Laeiszhalle verlegen. Danach haben wir dann wohlweislich keine Termine mehr genannt. Jetzt - dreieinhalb Jahre vor der Eröffnung - werden wir langsam wieder mit den Orchestern über neue Termine sprechen.

Frage: Seit 2009 organisieren Sie bereits Konzerte in der Laeiszhalle und an anderen Spielorten in der Stadt. Wie haben Sie sich da motiviert?

Antwort: Das war nicht schwierig, weil die Laeiszhalle ein wunderbares Haus ist, das mir richtig ans Herz gewachsen ist. Sie ist bestimmt einer der besten Konzertsäle in Europa und mit ein Grund, warum alle Künstler gerne nach Hamburg kommen, egal, ob die Elbphilharmonie fertig ist oder nicht. In Hamburg gibt es auch ein neugieriges Publikum, das man allerdings mit neuen Ideen noch leichter aus der Reserve holt als mit Routine. Daher finden wir jedes Jahr neue Projekte, Festivals und Konzertreihen und sammeln so auch gleich Erfahrungen für die Elbphilharmonie.

Frage: Wie wollen Sie ein neues Publikum für die Elbphilharmonie gewinnen?

Antwort: Für die Elbphilharmonie mache ich mir nicht allzu viele Sorgen, weil das Gebäude allein schon neues Publikum anlockt. Das Wichtigste ist, dass die Elbphilharmonie einladend und offen für alle Publikumsschichten wird. Und das Programm muss natürlich gut sein, so dass die Erstbesucher sagen: Ich möchte die Elbphilharmonie nicht nur einmal gesehen haben, sondern das Konzert, das ich gerade erlebt habe, war ein ganz tolles Erlebnis, da komme ich gerne wieder. Das ist die große Chance der Elbphilharmonie, die man nicht verspielen darf.

Jetzt schon, trotz der Probleme auf der Baustelle, Konzerte unter dem Namen der Elbphilharmonie zu machen, ist vielleicht die größere Herausforderung. Aber es gelingt uns immer wieder, neue Pflöcke einzuschlagen, zum Beispiel mit dem „Lux aeterna“-Festival oder mit der interaktiven Ausstellung „re-rite“ im Kaispeicher der Elbphilharmonie-Baustelle. Jetzt beginnen wir unsere fünfte Spielzeit, wieder mit neuen Festivalprojekten, einem neuen konzertanten Opernzyklus, aber auch mit viel Jazz- und Weltmusik. Als kleiner Gruß aus meiner Heimatstadt wird die Saison am 3. September mit einem Gastspiel der Wiener Staatsoper eröffnet, und zum Saisonabschluss werden wir erstmals gemeinsam mit vielen Hamburger Institutionen ein internationales Musikfest veranstalten.