„Projekt im Exil“ Barenboims Musikakademie geht an den Start

Berlin (dpa) - Ein „Projekt im Exil“ für junge Menschen aus Nahost: Die neue Akademie des israelisch-argentinischen Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim bringt erstmals Musikstudenten aus der arabischen Welt und Israel unter einem Dach zusammen.

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Außerhalb ihrer von Konflikten gezeichneten Heimat sollen die angehenden Profimusiker in Berlin lernen, sich gegenseitig zuzuhören und von den jeweils anderen lernen, wie Barenboim am Donnerstag sagte.

„Mitgefühl statt nur Sympathie“ - so brachte der Dirigent das Leitmotiv der Akademie vor der feierlichen Eröffnung am Abend auf den Punkt. Die Akademie sei kein politisches, sondern ein humanistisches Projekt. „Das Ich kann ohne das Du nicht existieren“ - nach diesem Satz des Philosophen Martin Buber richte sich auch die Lehrtätigkeit der Akademie, sagte Barenboim, der auch Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper ist.

Bis zu 90 Studenten sollen in der Barenboim-Said-Akademie ausgebildet werden und gemeinsam musizieren. Zu ihrem Instrumententalunterricht erhalten die Musiker eine geisteswissenschaftliche Ausbildung. Für das laufende Lehrjahr hätten sich rund 300 Bewerber vor allem aus der arabischen Welt, aber auch aus anderen Ländern angemeldet.

Mit Hilfe eines ergänzenden Studiums der Philosophie, Geschichte und Literatur sollen die Studenten lernen, bei allen Differenzen einen fruchtbaren Dialog zu führen, wie die akademische Direktorin, Ronnie Mann, sagte. Dies sei eine Lehre aus dem „West Eastern Divan Orchestra“, das Barenboim und der amerikanisch-palästinensische Literaturwissenschaftler Edward Said (1935-2003) 1999 in Weimar gründeten.

Für die Akademie hat das Land Berlin das ehemalige Depot der Staatsoper Unter den Linden zur Verfügung gestellt. Finanziert wird das Projekt vom Bund mit 21,4 Millionen Euro. Den Rest der Gesamtkosten von 35,1 Millionen Euro steuern Sponsoren bei. Mit der Akademie ist auch ein neuer Musiksaal entstanden, der vom amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfen wurde. Der Saal für rund 680 Zuhörer soll neben Auftritten von Studenten ein reguläres Konzertprogramm bieten.