Bayerischer „Rockstar“: Stefan Dettl in den Charts

München (dpa) - Stefan Dettl (29) ist Trompeter - aber ein ungewöhnlicher. Als musikalischer Kopf der etwas anderen Blasmusikkapelle LaBrassBanda weiß der Chiemgauer schon seit ein paar Jahren, das internationale Publikum mit einer Mischung aus Pop, Punk und bayerischer Volksmusik zu begeistern.

Für sein Solo-Debüt „Rockstar“ hat er nun die Trompete gegen die Gitarre und Pop-Volksmusik gegen Rock getauscht, nur dem Bayerischen bleibt er treu - mit Erfolg: In den aktuellen deutschen Charts ist „Rockstar“ von null auf Platz 23 eingestiegen.

Vom Trompeter, wenn auch untypischen, zum selbstproklamierten Rockstar. Warum ausgerechnet der Name für das Album?

Dettl: „Der Titel kommt daher, dass der Song "Rockstar" die Solo-Platte quasi losgetreten und mich durch die ganze Produktion begleitet hat. Aber eigentlich ist der Titel ja sehr ironisch.“

Sie behaupten also nicht, Deutschlands neuer Rockstar zu sein?

Dettl: „Warum eigentlich nicht? Nein, ich weiß schon, man soll mit dem Albumtitel keine Behauptung aufstellen, die man nicht halten kann. Aber man soll ja eigentlich auch nicht auf einem Festival in Dänemark auf Bayerisch singen. Oder als bayerischer Musiker nach Sibirien gehen. Sachen, die man angeblich nicht machen darf, reizen mich schon sehr.“

Sie haben bereits in Russland und Afrika gespielt. Ein Bayer in Zimbabwe - da muss der Kulturschock recht groß sein.

Dettl: „Fragt sich nur für wen er größer ist. Aber ehrlich, das funktioniert ganz gut. Und für den Kulturschock muss man gar nicht nach Afrika. Außerhalb von Bayern versteht man die Texte vielleicht nicht ganz, aber man versteht die Stimmfarbe oder die Gestik des Musikers. Das funktioniert in Karlsruhe genauso wie in Zimbabwe.“

Bayerisch gilt als beliebtester Dialekt Deutschlands, scheint aber nicht allzu Chart-kompatibel. Sie könnten doch einfach auf Hochdeutsch singen.

Dettl: „Eben nicht. Bayerisch, das bin einfach ich. Wenn ich Ansagen auf Hochdeutsch machen muss, bin ich unglaublich nervös und hab ein ganz schlechtes Körpergefühl. Sobald ich aber auf der Bühne so sein kann, wie ich eben bin, dann fließt es einfach aus mir heraus.“

Welche Fans sind Ihrer Erfahrung trotz Sprachbarriere nach am leichtesten zu begeistern, die Russen, die Afrikaner oder die Hamburger?

Dettl: „Am leichtesten sind die Dänen zu begeistern. Was wohl daran liegt, dass die Dänen den Bayern sehr ähnlich sind. Da gibt es im Körper etwas ähnliches wie die urbayerische Kraft.“

Wie sieht es Richtung Süden aus? Hilft die relative Nähe von Bayern zu Österreich und der Schweiz?

Dettl: „In Österreich haben wir, als LaBrassBanda, zwar eine Fangemeinde und spielen große Konzerte, aber die Medienlandschaft springt kaum auf uns an. Wir sind da eher etwas interessant-kulturelles als etwas Jugendorientiertes. In der Schweiz zum Beispiel werden wir dagegen als skurrilste Blasmusik wahrgenommen. Die würden uns am liebsten auf jedem Festival als skurrile Kuriosität buchen.“

Stört das die Künstlerseele?

Dettl: „Zum Teil. Aber das macht einen Künstler ja auch gerade aus: Stell einen Musiker auf einen Platz und er muss zurechtkommen. Es ist ja spannend, gerade an die Orte zu gehen, die man sich erst erspielen muss.“

Mit RCA als Plattenlabel liegt der Gedanke an Amerika nah. Ist das eine Herausforderung, die Sie reizen würde?

Dettl: „Mich würde es ja schon reizen, wenn jemand sagt: nimm die Gitarre und schlag dich zwei Wochen als Straßenmusiker in Chicago durch. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass wir in Amerika Shows spielen, wenn wir uns hier in Deutschland auf der Tour entsprechend live aufeinander eingespielt haben.“

Dann aber auch auf Deutsch, also Bayerisch. Weil wenn es schon mit dem Hochdeutsch nicht klappt...

Dettl: „Doch, auf Englisch zu singen kann ich mir vorstellen. Englisch spreche ich ja auch. Aber Hochdeutsch eben nicht. Also nicht wirklich.“

Interview: Uwe Wombacher, dpa